Music From Big Pink – The Band
Seit 1963 haben wir alle zwölf Monate ein Album ausfindig gemacht, das die Ereignisse des jeweiligen Jahres perfekt auf den Punkt brachte. Für gewöhnlich waren es die Beatles mit ihren doppeldeutigen „Rubber Souls“, „Revolvern“ und „Peppers“. Bisweilen konnte sich auch Dylan mit seinen innovativen elektrischen Werken behaupten. In diesem wechselvollen Musikjahr stehen uns noch einige Monate bevor, wir dürfen neue Alben der Beatles, Stones und von Hendrix erwarten. Ich persönlich habe mein Album des Jahres 1968 allerdings schon gefunden: „Music From Big Pink“ ist ein Ereignis und sollte auch als solches behandelt werden. Ich höre die Beach Boys, The Coasters, Hank Williams, The Association und The Swan Silvertones genauso gerne wie die Beatles oder Dylan. Was für ein weites Spektrum. Ich liebe die Musik dieser Leute. Als Montage all dieser Stile, sorgt „Big Pink“ im Kopf für Aufruhr. Aber es geht um mehr. Es ist dieser gute alte, über alle Zweifel erhabene „White Soul“: Keine Weißen, die Schwarze imitieren, sondern etwas, das einen auf einer anderen Ebene berührt. Genau wie Kirchenmusik, Country, jüdische Folklore oder Dylan. Der Gesang ist so ehrlich und ungekünstelt. Das Motto des ganzen Albums lautet „Ehrlichkeit ist die beste Versicherung“. Die großartigste Popmusik unserer Zeit ist nun einmal ehrlich. Unehrliche Musik zieht einen runter, man fühlt sich regelrecht beleidigt. Es ist wie der Unterschied zwischen „Dock Of The Bay“ und „This Guy ’s In Love With You“: Beide sind exzellente Kompositionen, beide waren auf Platz eins. Aber man glaubt Otis Redding und stellt Herb Alpert infrage. Auf „Big Pink“ darf man jeder Textzeile Glauben schenken. Und wenn man es tatsächlich tut, steigt das Hörvergnügen ins Unermessliche.