Die Irin – lange als Zweitstimme für ihren Landsmann Damien Rice unterwegs –  will mal Kettenraucherin gewesen sein.  Spuren von blauem Dunst findet man jetzt nur noch im übertragenen Sinne, in diesem herb-zarten Timbre auf ihrem zweiten Solo-Album. Joe Henry vertraute dieser Stimme so blind, dass er sie nicht daheim in Pasadena mit bewährter Musikercrew produzieren musste. Stattdessen reisten Henry und Stammtechniker Ryan Freeland mal nach Wales, wo „Passenger“ binnen einer Woche in einem Strandhaus mit Hannigans Band Gestalt annahm. Die steht mit „Home“ gleich schön voll im größten Raum, nur um sich sodann auch in kleineren, verwinkelteren Zimmern glänzend zu behaupten. Neben Pianist Gavin Glass spielt Geigerin Lucy Wilkins eine tragende Rolle.

„Passenger“  ist ein On-the-road-Album. Anders als Genre-Klassiker wie „Running On Empty“ verhandelt Hannigan aber nicht die Erfahrung an sich. Vielmehr seziert sie, wie diese Erfahrung auf Beziehungen und Begegnungen zurückwirkt, selbst da, wo sie mal direkt lokale Bezüge herstellt. Wie im Titelsong, der sie schließlich in den gnadenlosen Minnesota-Winter führt: „I buried you in a day  of snowing …“ Dann hebt die Trompete von Donah Molloy an, als wäre nichts gewesen. Das spielerisch Leichte von „What’ll I Do“ steht Hannigan ebenso gut wie die dramatische Zuspitzung in „Knots“. Sanfte Nostalgie („Paper House“) gestattet sie sich ebenso gern wie den unerbittlichen Blick zurück im betörend poetischen „Little  Bird“. By „Oh Sleep“ singt Ray Lamontagne mit.

Zu guter Letzt ist Lisa Hannigan wieder hellwach – für die tröstliche Erkenntnis, dass ein Herz immer ein Ziel hat. „Look at this silver and gold, you’ll never have nowhere to go.“ Ein Platz für diese wunderbare Stimme sollte sich auch immer finden.

Beste Songs: „Paper House“, „Little Bird“