Neu im Plattenregal: Die Alben vom 02. März 2012
Die Neuerscheinungen der Woche - wie immer mit Rezensionen, Videos und Streams. Diesmal u. a. mit dabei: Andrew Bird, Dry The River, Robert Ellis, The Jezabels, The Magnetic Fields, Soko und natürlich Bruce Springsteen.
In unserem beliebten Überblick der Alben der Woche reisen wir weiterhin durch die Plattenläden des Landes. Heute empfehlen wir einen Besuch bei 25music in der Lister Meile 25 in 30161 Hannover.
Andrew Bird – „Break It Yourself“ (Cooperative Music/Universal)
Dem amerikanischen Rolling Stone sagte Songwriter und Violinist Andrew Bird, auf seinem neuen Album seien Zeilen, bei denen er sich eigentlich geschworen hätte, sie niemals zu singen. Damit ist nicht gemeint, dass er nun knietief im Kitsch steht, nein, was Bird meint, ist die Tatsache, dass er auf „Break It Yourself“ sehr persönliche Texte singt und sich nicht mehr hinter Songs über die Wissenschaft versteckt. Stilistisch bleibt Bird schwer zu fassen, aber gerade die Lockerheit steht ihm sehr gut, und man macht die Sprünge von Karibik-Sounds zu Donovan-Folk zu Southern Soul-Zitaten nur zu gerne mit.
>>>> Albumstream
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The Chap – „We Are Nobody“ (Lo Recordings/AL!VE)
Immer wieder eine Freude, sich dem nerdigen Elektropop von The Chap auszusetzen. Die deutsch-britische Band um Johannes von Weizsäcker (Enkel DES von Weizsäcker) sagt über das neue Album: „It’s full of NON-IRONIC super straight pop songs we made up last year.“ Und das trifft die Sache, so lange man die groß geschrieben Worte ironisch versteht. Ein bisschen catchy, ein bisschen trashig – aber durchweg gelungen. Da versteht man so gar nicht den Punkt, den sie auf ihrer Website monieren: „Disappointingly, no-one has bothered to leak the album yet. It’s not on What.CD, it’s not on newalbumreleases.net, and hasitleaked.com says no. It’s just not like the old days anymore.“>>>> Clip zu „What Did We Do“
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Funny van Dannen – „Fischsuppe“ (JKP/Warner CD)
Wenn es kein anderer tut, muss eben wieder Funny van Dannen ran – und endlich ein Lied über die „Ergo-Versicherungsgruppe“ singen. Ähnliches gilt für das „Unterhosentattoo“ und die „Wildschweinschädel“. Der Songwriter macht es dabei wie (fast) immer und legt ein akustisches Live-Album mit neuen Songs vor, die vom Schenkelklopfer bis zur ironischen Gesellschaftskritik reichen. „In Zeiten der Zeitarbeit“ und auch sonst, kann man das immer wieder gut hören, wenn man seinen Witz und seine Stimme mag.
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Dry The River – „Shallow Bed“ (RCA/Sony)
Die Review zum heiß erwarteten Album der Briten gibt es bereits mitsamt Albenstream online zu lesen.
>>>> Dry The River im Interview
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Robert Ellis – „Photographs“ (Rykodisc/Warner)
Erst letzte Woche konnte man den texanischen Songwriter Robert Ellis live im Vorprogramm der Dawes sehen. Bei der Gelegenheit trafen wir ihn dann auch gleich zum Interview und zu einer lauschigen Rolling Stone-Session an der Spree. Beides gibt es im April auf unserer Website. Das Album besteht aus zwei recht unterschiedlichen Hälften, auf denen sich Ellis jeweils im Country und im Folk ausprobiert – zwei Genres, die er vortrefflich beherrscht.
>>>> Albumstream
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Farrar, Jay/Will Johnson/Anders Parker/Yim Yames – „New Multitudes“ (Concord/Universal)
Die vier Herren vertonen auf diesem Album die Songs von Woody Guthrie – wie gelungen kann man hier nachlesen und -hören.
>>>> Albumtrailer
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The Jezabels – „Prisoner“ (PIAS/Rough Trade)
Die Review des lang erwarteten Debüts der Australier gibt es bereits hier.
>>>> Interview und Live-Fotogalerie
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Amos Lee – „As The Crow Flies“ EP (Blue Note)
Ein kleiner Nachschlag zum Album „Mission Bells“, das Lee in Americana-Kreisen und auch darüber hinaus großes Lob einbrachte. Die sechs Songs dieser EP entstammen diesen Sessions und halten das Niveau spielend, was vor allem für das entspannte „Say Goodbye“ und den Opener „The Darkness“ gilt.
>>>> Stream
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The Magnetic Fields – „Love At The Bottom Of The Sea“ (Domino/GoodToGo)
Maik Brüggemeyer trifft es in seiner Review sehr gut: „Egal ob in Scheunen und Landhäusern oder unter Schwarzlicht und Stroboskopblitzen – die Liebe wird man nicht finden in diesen 15 Kurzgeschichten, die sich in all ihrem Witz und Zynismus jeweils in weit weniger als drei Minuten entfalten. Der kleine missmutige Mann an der Bar wippt zum billigen Beat und grinst.“
>>>> Albumstream und Video zu „Andrew In A Drag“
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The Megaphonic Thrift, – „The Megaphonic Thrift“ (Club AC30/Broken Silence)
So was kommt dabei raus, wenn Norweger zuviel Sonic Youth hören: Tolle Songs, die in Feedbackfluten ertrinken und immer wieder eine songwriterische Klasse erahnen lassen, die sich hören lassen kann. Ist bereits das zweite Album der Band, die hier ihren Post-Wave, Psychedelic-, Krautrock- und Shoegaze-Bastard weiter perfektioniert.
>>>> Clip zu „Moonstruck“
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Katie Melua, – „Secret Symphony“ (Dramatico/Rough Trade)
Katie Melua schlägt auf ihrem neuen Album bombastische aber behäbige Töne an und liefert ein glattes Mainstream-Album für die Ü40-Fraktion unter den Radiohörern. Schade, man hatte ja damals mal gehofft, die kann auch frecher und mutiger…
>>>> Video: Making of des Albums
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Memoryhouse – „The Slideshow Effect“ (Sub Pop/Cargo)
Zwei Sterne gibt es im „Freistil“ von Maik Brüggemeyer: „Eine verträumte Frauenstimme, ein einsamer Drum-Computer, eine Fiddle, Dream-Pop und ganz viel Atmosphäre. Vor zehn Jahren hätte man das betörend gefunden, auch wenn es hier für den zu oft gebrauchten Mazzy-Star-Vergleich wohl nicht gereicht hätte. Dafür sind Memoryhouse zu gewöhnlich.“
>>>> Albumstream
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Soko – „I Thought I Was An Alien“ (Warner)
Zwei Sterne gibt es in unseren Kurzrezensionen: „Die Französin Stephanie Sokolinski ist wegen der zerpflückten Laptop-Garage-Band-Ästhetik und des Traurige-Mädchen-Gesangs zum Modemacher-Darling geworden. Auf ihrem Debüt sind Lo-Fi-Indie-Chansons, gleichzeitig naiv und herzensschwer, gerade heraus und intuitiv komplex.“ In Kürze gibt es noch ein Videointerview mit der Dame und eine Live-Session.
>>>> Clip zu „First Love Never Die“
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School Of Seven Bells – „Ghostory“ (Full Time Hobby/Rough Trade)
Die Zwillinge Alejandra und Claudia Deheza und Ex-Secret-Machines-Drummer Benjamin Curtis haben einen passenden Titel für ihr neues Album gefunden: Geisterhaft klingt nämlich weiterhin alles was sie machen, was bei ätherischen Schönheiten und Stimmen wie die der Deheza-Zwillinge wohl in der Natur der Sache liegt. Die Songs platzieren sie zwischen Shoegaze und der Art Gothic-Pop, wie ihn Fever Ray und Zola Jesus etabliert haben. Sehr gelungen liefern sie das im Opener „The Night“ und in „Scavenger“, das beizeiten wie ein Cure-Song klingt.
>>>> Albenstream
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Bruce Springsteen – „Wrecking Ball“ (Columbia/Sony)
Über „Wrecking Ball“ haben wir Sie ja schon täglich informiert, nun ist es endlich draußen. Die Review von Arne Willander gibt es hier.
>>>> Artikel: Springsteen erklärt uns „Wrecking Ball“
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Team Me – „To The Treetops“ (Propeller/Soulfood)
Bisweilen todtraurige Texte treffen auf ein beachtliches Instrumentenarsenal, Legionen von Handclappern und live auch gerne mal auf Konfettikanonen. Den guten Popsong lassen sie trotz des großen Aufgebots dabei nie aus den Augen. Ein überraschend gelungenes Album, trotz oder gerade weil es so dick aufträgt.
>>>> Video: „Show Me“
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We Are Augustines – „Rise Ye Sunken Ships“
Manch einer kennt sie vielleicht von ihrem Beitrag zum „Chimes Of Freedom“-Sampler, auf dem sie geradezu ehrfürchtig Dylans „Mama, You Been On My Mind“ coverten. Nun erscheint auch bei uns ihr Debüt, dass sich irgendwo zwischen The National und Interpol verortet.
>>>> Video: „Mama, You Been On My Mind“
>>>> Video: „Chapel Song“ live bei Letterman
>>>> Free Download „Headlong Into The Abyss“
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Alex Winston – „King Con“ (Cooperative Music/Universal)
Drei Sterne gibt es in unseren Kurzrezensionen: „Alex Winston könnte die amerikanische Florence Welsh werden – ihre Lieder sind ähnlich eigenwillig, wenn auch quirliger, blubbernder komponiert. 60s-Pop, riesige Melodien und große 80s-Drums sind der Spielplatz, auf dem Winston mit quiekender Stimme hintergründige Lieder singt. Etwas effektheischend, aber durchaus ansteckend.“