Wir danken der Academy: Die Gewinner der 84. Oscar-Verleihung
Ein bisschen langweilig war es ja schon in der vergangenen Nacht: In den Hauptkategorien gab es wenig Überraschungen. "The Artist" ist der Gewinner des Abends, Meryl Streep wird für ihr Darstellung der Thatcher geehrt. Woody Allen schrieb das beste Drehbuch.
Irgendwie redet man es sich ja alle Jahre wieder schön: Plant Oscar-Parties mit Cocktails und Anzugpflicht, die dann doch nicht stattfinden – und rafft sich am Ende wenigstens dazu auf, die nächtliche Übertragung zu schauen. Wo es dann wieder grenzwertig wird, wenn die ProSieben-Moderatorinnen und -Moderatoren zur Tat schreiten, aufgebretzelt und hysterisch, als würden auch sie später einen Oscar für „Best TV-Presenter in a Leading Show“ in Empfang nehmen.
Aber das Aufregen darüber ist ja schon bald so alt wie der Online-Journalismus. Deshalb hier ein Blick auf und natürlich Gratulationen an die Gewinner. Vor allem die Stummfilm-Hommage „The Artist“ zählt zu den Abräumern, was ja schon im Vorfeld vermutet wurde. Mit Nostalgie scheint man die Academy ja ähnlich leicht um den Finger wickeln zu können wie mit groß inszeniertem Drama. Was natürlich nichts daran ändert, dass „The Artist“ ein wundervoller Film ist. So ging also der Oscar in der Kategorie „Bester Film“ an „The Artist“, der für „Best Actor“ an dessen Hauptdarsteller Jean Dujardin (und damit nach Frankreich) und der für „Directing“ an dessen Regisseur Michel Hazanavicius. Meryl Streep gewann „Best Actor“ für ihre Darstellung der „Eisernen Lady“ Margaret Thatcher. Ein sichtlich gerührter Christopher Plummer wurde als „Best Actor in a Supporting Role“ ausgezeichnet, für seine Darstellung des rüstigen Lebemannes Hal an der Seite von Ewan McGregor in „Beginners“ von Mike Mills. Der Oscar der „Actress in a Supporting Role“ ging an Octavia Spencer aus dem Disney-Drama „The Help“. Woody Allen glänzte zwar (mal wieder) durch Abwesenheit, bekommt aber dennoch den Oscar für das beste Drehbuch nach Hause geschickt. „Bester Original Song“ ist das Puppen-Existenzialismus-Liedchen „Man Or Muppet“, geschrieben von Bret McKenzie. Bester ausländischer Film wurde „Nader und Simin – Eine Trennung“, das iranische Drama, das schon 2011 den Goldenen Bären der Berlinale erhielt. Bester Animationsfilm wurde der herrlich schräge Echsen-Western „Rango“ von Gore Verbinski . „Hugo Cabret“ von Martin Scorsese wurde zwar im Vorfeld ebenfalls als Favorit gehandelt – während aber „The Artist“ in den Hauptkategorien punktete, bekam „Hugo Cabret“ eher die Trophäen in Sachen Technik und Ausstattung – und damit ging auch eine Trophäe nach Deutschland zur Firma Pixomondo. Alle weiteren deutschen Hoffnungen auf einen Oscar wurden enttäuscht. „Pina“ von Wim Wenders ging leider leer aus, aber dazu hatte Wenders zuvor in einem Interview mit recht guter launer eh schon gesagt: „Das wird nix“. Dabeisein ist ja auch eigentlich alles – bei den Oscars. Was für die TV-Übertragung leider nicht gilt…
Hier noch mal die Gewinner:
Oscar-Gewinner 2012 (84. Verleihung)
Bester Film / Best Picture
„The Artist“ – Thomas Langmann
Regie / Directing
Michel Hazanavicius – „The Artist“
Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role
Jean Dujardin – „The Artist“
Hauptdarstellerin / Actress in a Leading Role
Meryl Streep – „Die Eiserne Lady“
Nebendarsteller / Actor in a Supporting Role
Christopher Plummer – „Beginners“
Nebendarstellerin / Actress in a Supporting Role
Octavia Spencer – „The Help“
Filmmusik / Original Scorey
„Die Eiserne Lady“ – Mark Coulier, J. Roy Helland
Original Song / Song
„Die Muppets“ – Bret McKenzie (Man or Muppet)
Sound / Ton
„Hugo Cabret“ – Tom Fleischman, John Midgley
Tonschnitt / Sound Editing
„Hugo Cabret“ – Philip Stockton, Eugene Gearty
Drehbuch / Screenplay Written
„Midnight in Paris“ – Woody Allen
Drehbuch -Adaption / Screenplay Based on
„The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ – Alexander Payne, Nat Faxon, Jim Rash
Ausstattung / Art Direction
„Hugo Cabret“ – Dante Ferretti, Francesca Lo Schiavo
Schnitt / Film Editing
„Verblendung“ – Kirk Baxter, Angus Wall
Maske / Makeup
„Die Eiserne Lady“ – Mark Coulier, J. Roy Helland
Kostüme / Costume Design
„The Artist“ – Mark Bridges
Spezial Effekte / Visual Effects
„Hugo Cabret“ – Rob Legato, Joss Williams, Ben Grossman, Alex Henning
Kamera / Cinematography
„Hugo Cabret“ – Robert Richardson
Bester ausländischer Film / Foreign Language Film
„Nader und Simin – Eine Trennung“ (Iran) – Regie: Asghar Farhadi
Animationsfilm / Best Animated Picture
„Rango“ – Gore Verbinski
Kurzfilm / Short Film
„The Shore“ – Terry George, Oorlagh George
Kurz-Animationsfilm / Short Film-Animation
„The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore“ – William Joyce, Brandon Oldenburg
Kurz-Dokumentarfilm / Documentary: Short Subject
„Saving Face“ – Daniel Junge, Sharmeen Obaid-Chinoy
Dokumentarfilm / Documentary: Feature
„Undefeated“ – TJ Martin, Dan Lindsay, Richard Middlemas