Dank an Professor Einfalt
Die Leser des ROLLING STONE haben abgestimmt: Das beliebteste Album von Pink Floyd ist „The Dark Side Of The Moon“ – und manches Spätwerk muss wohl doch wiedergehört werden.
Braucht eine so verlässlich eingeführte Band wie Pink Floyd noch Marketing? Sagen wir mal so: Es scheint nicht zu schaden. Die große „Why Pink Floyd?“-Wiederveröffentlichungs-Kampagne der EMI schaffte es, die Erwartungsfreude derart hochzupumpen, dass Floyd-Platten plötzlich wieder oben in den Hitparaden standen. „The Dark Side Of The Moon“, Ende September in drei neuen Versionen erschienen, stieg auf Platz drei in die Media Control Charts ein, die „Discovery“-Box schaffte es bis Rang neun – nicht schlecht für eine 14 CDs dicke, knapp 200 Euro teure Werkschau (nebenbei: Nirvanas ebenso heftig beworbene „Nevermind“-Neuauflage lag bloß einen Platz davor).
Auch die Reaktionen auf das Pink-Floyd-Special in der Oktoberausgabe des ROLLING STONE zeigten, wie viel Gesprächs- und Beschäftigungsstoff diese auf dem Papier so alte Band noch hergibt. Und obwohl unser Aufruf zum Floyd-LP-Ranking den Teilnehmern nur wenige Tage Zeit ließ, war die E-Mailbox schnell voll. Das ausgezählte Ergebnis scheint schon deshalb mehr oder weniger repräsentativ zu sein, weil es wenige Überraschungen bietet (aber einige schon).
Platz eins als beliebtestes Pink-Floyd-Alben der Leser des ROLLING STONE belegt demnach „The Dark Side Of The Moon“. „Ich glaube, man liebt die Kombination aus perfekten Songs, die perfekt produziert sind, über das eigene (teilweise) unperfekte Leben“, versucht sich Leser Marc Lützen aus Kiel an einer Deutung des andauernden Zuspruchs für die Leben-, Tod- und Irrsinnsplatte von 1973. Ralf Twellenkamp aus Lübeck sieht praktischere Gründe: „Weil, Time‘ der geilste Radiowecker ist.“ Persönliche Geschichten gibt es zu „Dark Side“ besonders viele: Philipp Benesch erinnert sich beispielsweise an seinen Musiklehrer Professor Einfalt, der die Platte im Unterricht vorspielte und dem Schüler dadurch „eine neue Welt“ eröffnete. Axel Wemheuer aus Bremen berichtet von der Projektwoche, für die er eine Umfrage zum Taschengeld der Mitschüler anfertigen musste – die er mit dem Klimpern von „Money“ untermalte. „Klang echt grottig“, urteilt er selbstkritisch, aber: „Was waren wir doch konsumkritisch!“ Und dann sage noch einer, Pink Floyd hätten ihre Hörer nur zum Daheimbleiben und Rauchen inspiriert.
Platz zwei, ebenso wenig überraschend: „Wish You Were Here“ von 1975, das übrigens am 4. November als zweite „Immersion Box“ mit zwei CDs, zwei DVDs und einer Blu-ray erscheinen wird. Für Leser Arwin Mahdavi Naragh ist es vor allem die Hintergrundstory, die das Album so berührend macht: „Ich habe immer das Bild vor Augen, wie Pink Floyd im Studio sitzen, die Lieder aufnehmen, und Syd Barrett als gebrochener Mann auftaucht“, schreibt er. „Durch diese Geschichte konnten Pink Floyd ein so emotionales und episches Album schaffen.“ Marc Lützen warnt jedoch bei aller Verehrung davor, den Titelsong aus dem Zusammenhang zu reißen: „ein ödes Lagerfeuerlied“, allerdings nur bei falschem Gebrauch.
„The Wall“ auf Platz drei, „Animals“ auf vier, das lange übersehene, mittlerweile rehabilitierte „Meddle“ auf fünf. Dann (siehe unsere Galerie nebenan) „The Piper At The Gates Of Dawn“, „Ummagumma“ – das viel geschmähte „The Division Bell“! Das dürfte die größte Überraschung sein. Leserin Mandy Tamm (die selbst auf „Wish You Were Here“ schwört) kann das Votum bald noch einmal überprüfen, denn sie hat die ausgelobte „Discovery“-Box gewonnen. Die Gewinner der Floyd-Compilations, der T-Shirts und Buttons werden von uns benachrichtigt, ein Dank fürs demokratische Mitmachen geht an alle Teilnehmer.