13. Juli 1985: Milliarden sehen Bob Geldofs LIVE AID
Böse Zungen unterstellen dem 80s-Pop, dass er ausschließlich nach der Devise „höher, schneller, weiter“ funktionierte. Zumindest im Fall von „Live Aid“ stimmt das, hier war alles rekordreif. Schon die Location: Mit einem einzelnen Veranstaltungsort kam die globale Party gegen den Hunger nicht aus – neben dem ehrwürdigen Londoner Wembley Stadium wurde auch im John F. Kennedy Stadium in Philadelphia, PA, sowie in zusätzlichen Venues in Westdeutschland und Australien gerockt. Und: Rund 60 (!) international bekannte Pop- und Rock-Acts gaben sich die Klinke respektive die Gitarre in die Hand. Schätzungen zufolge sollen weltweit rund anderthalb Milliarden Menschen in mehr als 60 Ländern das Spektakel verfolgt haben. Kein Zweifel: „Live Aid“ war das bis dahin größte Konzert aller Zeiten, und auch das längste. Als die Britrocker von Status Quo nach der englischen Nationalhymne mittags gegen 13 Uhr an jenem sonnenheißen Samstag die Londoner Show eröffneten, war dies der Startschuss für ein gut 15-stündiges Programm, das erst spät abends in Philadelphia mit einem fahrigen Set von Bob Dylan (siehe Link) sowie USA for Africa und deren Hymne „We Are The World“ abgeschlossen wurde. Erste Vorbereitungen zu diesem berühmtesten aller Benefiz-Festivals traf Bob Geldof, heute längst geadelt, damals aber Frontmann der nur noch mäßig erfolgreichen irischen Wave-Rocker Boomtown Rats, bereits im Winter zuvor. Nachdem er einen aufwühlenden TV-Beitrag zur Hungersnot in Äthiopien gesehen hatte, entschloss sich der Sänger, sein Scherflein zum Kampf gegen die afrikanische Not beizutragen. Er trommelte ein paar Kumpels zusammen, schrieb mit dem Ultravox-Kollegen Midge Ure den Song „Do They Know It’s Christmas“, den er im Herbst unter Zuhilfenahme eines veritablen Staraufgebots produzierte. Pünktlich zu Weihnachten schnellte das „Band Aid“-Lied auf Platz eins und spielte einen satten Spendenbetrag ein. Geldof kam nun auf die Idee, noch eins draufzusetzen: Ein riesiges, weltumspannendes Konzertspektakel sollte es werden, gleichermaßen Heerschau der internationalen Popszene wie groß angelegte Inkasso-Aktion gegen den Hunger in Afrika. Geldof ackerte los, fand bis ins royale Lager jede Menge Unterstützung für sein Projekt und setzte den verrückten Plan tatsächlich in die Tat um. Nicht nur zur Freude der weltweiten Rockgemeinde, die Leckerbissen wie die wiedervereinigten Led Zeppelin, die ebenfalls reformierten Who und einen furiosen 20-Minuten-Set von Queen bestaunten, sondern auch zum Segen der notleidenden afrikanischen Bevölkerung: Rund 150 Millionen englische Pfund soll „Live Aid“ erbracht haben – und Geldof sorgte persönlich dafür, dass das Geld bei denen landete, für die es gesammelt worden war.