Kampfeswillige Fackelträger
Thees Uhlmann über die von ihm geschätzte norddeutsche Band Findus
Rock’n’Roll bedeutet für mich vor allem, dass man Dinge übernimmt und weitergibt. Wenn ich etwa die letzte Platte von Kanye West höre, denke ich: „Toll, so möchte ich auch über Sachen singen – oder singen können.“ Oder Albert Hammond: „I gave it up for music and the Free Electric Band“, das ist der Satz. Hammond wird natürlich nie erfahren, was mir das bedeutet, weil er in Kalifornien sitzt und 40 Superhits geschrieben hat. Aber so funktioniert für mich Rock’n’Roll.
Übertragen auf Findus ist es so, dass ich auf den Tomte-Platten eine bestimmte Weltsicht vertreten habe, und dass diese Sicht meiner Meinung nach ein bisschen von Findus aufgegriffen wurde. Für mich machen sie einen Mix aus Tomte und Modest Mouse, vor allem auf „Sansibar“. Das zweite, gerade erschienene Album „Mrugalla“ erinnert bisweilen an Turbostaat. Im Prinzip ist das einfach moderne Rockmusik.
Diese Band organisiert sich wahnsinnig gut selbst. Hinter ihnen steckt keine große Firma, Findus haben lediglich ein eigenes Label und überhaupt kein Geld, machen aber hochprofessionelle Videos. Indem sie einfach eine Kamera und eine gute Idee nehmen und loslegen.
60 Prozent der Bands, von denen man vor drei Jahren gelesen hat, haben sich inzwischen schon wieder aufgelöst. Die Wenigs-ten halten durch, ist ja auch nicht so leicht in diesen Zeiten. Aber wenn ich Findus sehe, dann ist da in den Gesichtern ein Kampfeswille, bei dem ich denke, dass die in zehn oder 15 Jahren noch da sind und tolle Musik machen.
Aufgezeichnet von torsten groß