Fernsehen rettet den Rockstar
Die Show „American Idol“ bescherte dem Aerosmith-Sänger Steven Tyler ein ulkiges Comeback.
Probleme hatte Steven Tyler genug: Seiner Band Aerosmith war zuletzt 2001 ein Album mit eigenen Songs geglückt, 2002 begann mit einer Hepatitis-C-Diagnose eine Reihe komplizierter Krankengeschichten, während der er auch wieder drogensüchtig wurde. 2005 verließ ihn nach 17 Jahren die Ehefrau. Sogar seine Band wollte ihn loswerden, nachdem er im August 2009 bei einem Konzert von der Bühne gefallen war. „Ich sagte zu meinem Manager:, Scheiß auf die Kerle – besorg mir einen neuen Job!'“, erzählt Tyler beim Interview im derzeitigen Heim in den Hollywood Hills. So kam er in die Jury der Casting-Show „American Idol“.
Gesehen hatte er die Sendung vorher noch nie. Die Produzenten wählten ihn aus 40 Kandidaten aus – unter den Aussortierten war auch Roger Daltrey, der dem Sender „zu beamtenmäßig“ erschien. Tyler spielt in der Show mit gestülpten Lippen, spitzen Schreien und Baggersprüchen den Rock’n’Roller, behandelt die Sängerinnen und Sänger aber fast zärtlich. Und zirzte sich auf die Art direkt in die Herzen der amerikanischen Zuschauer. Die Plattenverkäufe von Aero- smith sind seither gestiegen.
„Ich bin einfach nur ein Wagnis eingegangen“, sagt er über die Entscheidung für „Idol“, „und ich danke Gott, dass ich mich getraut habe! Auch hinter dem Neustart von Aerosmith in den Achtzigern steckte nichts anderes: die Bereitschaft zum Risiko.“ Eben ist auch Tylers Autobiografie „Does The Noise In My Head Bother You?“ erschienen, die Solosingle „Feels So Good“ soll folgen. Und auch mit Aerosmith arbeitet er an neuer Musik. „I’m Hollywood’s little fuckin‘ sweetheart!“, ruft er, übermannt vom Glück der popkulturellen Wiedergeburt. Hoffentlich vergisst Hollywood das nicht so schnell. Jh