kinder Kram
Will Smith lässt seine zehnjährige Tochter durch einen Musikclip hüpfen. Ist das gut für sie? Joachim Hentschel sinniert.
Eben hat sich die Welt von dem Schock erholt, dass Justin Bieber schon mit 16 in den Charts steht – da kommt Willow Smith, eben erst zehn geworden, trotzdem auch schon Popstar. Früher haben übermotivierte Väter und Mütter ihre Kinder noch in der Musikschule, beim Ballett und Voltigieren angemeldet. In Russland landete man in die Olympia-Turnmannschaft, bevor die Kaubonbons alle waren. Den Eltern Will Smith und Jada Pinkett Smith reichte das aber nicht: Wenn überhaupt, soll das Kind gleich Mode-Ikone und HipHop-Star werden. Man kann ja nicht früh genug anfangen, und Suri, die Kleine von Tom Cruise, geht ja auch schon stramm auf die fünf zu (und muss angeblich bereits Fremdsprachen, Klavier und Jazzgymnastik lernen). Vielleicht wurde das beim Abendessen ausgehandelt: Wenn der zwölfjährige Bruder Jaden den neuen „Karate Kid“ spielen darf, muss Willow zum Ausgleich mindestens einen Plattenvertrag beim Label von Jay-Z bekommen. Den hat sie nun, und ihr erstes Video „Whip My Hair“ wurde zum Bombenerfolg: Partytauglich, dennoch kindgerecht, urteilten US-Medien über den Clip, in dem Willow die langen Zöpfe in Töpfe mit Dispersionsfarbe taucht und damit die schwarzweiße Welt der Mitschüler bunt wedelt. Die Designer-Outfits, die sie im Film vorführt, haben sicher schon die Kindergärten Hollywoods erreicht. Beste Voraussetzungen für die bald anstehende Pubertät: Die typischen, kniffligen Fragen (Wer bin ich? Wozu bin ich auf der Welt?) wird Willow schnell und sachlich beantworten können, wenn sie die Berichterstattung über sich selbst in „US Weekly“, „Grazia“ oder „Vanity Fair“ liest. Ihre Eltern braucht sie dafür schon nicht mehr. Was für ein Glück das arme Mädchen doch hat.
Was man gerade auf dem Schulhof hört
The Black Pony „Boys Are Crazy“
Edita Abdieski „Come To Life“
Gary Baker feat. Popstars „I Swear“
The Wanted „All Time Low“