Gemeinsam alleine
The Rumble Strips nahmen zusammen mit Amy-Winehouse-Produzent Mark Ronson ein astreines Soul-Album auf.
Charlie Waller, der Sänger, Gitarrist und Songschreiber von The Rumble Strips, ist ein bisschen verunsichert. Hat er einen Fehler gemacht? Die Lieder seiner neuen Platte entstanden allesamt im Zusammenhang mit der unlängst vollzogenen Trennung von seiner Frau. Ihm seien Zweifel gekommen, ob die Platte nicht zu traurig sei. Das sei doch peinlich, wenn man seine Gefühle so offen zur Schau stelle, sagt Waller – und lässt sich kaum vom Gegenteil überzeugen. Die neue Platte ist jedenfalls schon in Arbeit, bloß weitermachen.
Wir anderen sind dagegen froh über Wallers Offenherzigkeit. Die private Schmach bringt dem zweiten Album der Rumble Strips aus Tavistock/Devon eine unüberhörbare Dramatik bei, die einige schon Vergleiche mit Scott Walker anstellen lässt. Die große Ernsthaftigkeit erwischt einen auf „Welkome To The Walk Alone“ unerwartet, weil die Rumble Strips eben noch eine an den Dexys Midnight Runners orientierte Straßenköter-Band waren. Schon 2007 war das Quintett mit dem Debüt „Girls And Weather“ seinerzeit voraus, weil sie ihren filzigen Brit’n’Roll mit Bläser-Sätzen und weißen Soul-Elementen versahen. Doch auf dem neuen Werk ist alles größer, bedeutsamer, mehrdimensionaler.
Es hat aber auch mit einem anderen Mann zu tun, dass die Rumble Strips eine großartige Platte gemacht haben. Amy-Winehouse-Produzent Mark Ronson lernte die Band kennen, als er ihre Cover-Version von Winehouses „Back To Black“ hörte. „Wir sollten einen Remix machen, aber wir wussten nicht, wie das geht“, erinnert sich Waller, „da haben wir das Lied eben gleich ganz neu aufgenommen.“ Das war die Wende, weil Ronson einen Narren an den Rumble Strips fraß und ihnen anbot, ihr nächstes Album zu produzieren. „Das war eigentlich nicht unsere Welt“, sagt Waller, „wir hätten ihn nicht als Produzenten ausgesucht. Nicht unsere Liga. Und dieses ganze Celebrity-Ding um ihn herum… ein bisschen seltsam. Aber weißt du was? Das ist eigentlich ein richtig netter Kerl. Er hat uns einen Sound gemacht, von dem wir noch nicht mal geträumt hatten.“