Was vom Jahr übrig bleibt
Von brillant bis brutal - die denkwürdigsten Kino-Momente des Jahres 2008
Mehr als 300 Produktionen laufen jedes Jahr im Kino an, und viele hat man bereits vergessen. Und meist sind es auch nicht komplette Filme, an die man sich später erinnert, manchmal bleiben auch nur einzelne Szenen oder Sätze hängen. Es gibt auch bemerkenswerte Momente in mittelmäßigen Werken und ganz vorzügliche Leistungen, die es trotzdem nicht zu einer Oscar-Nominierung bringen werden.
Beste Hauptrolle
Daniel Day-Lewis hat zu Recht den Oscar für „There Will Be Blood“ erhalten. 2009 könnte Heath Leadger als Joker in „The Dark Knight“ (DVD ab 22.12.) posthum nominiert werden. Trotz der inhaltlichen Komplexität und visuellen Kraft – Ledger dominiert mit irrlichternder Faszination. Ohne seine Darstellung bliebe die Aussage des Films bloße Behauptung.
Bestes Comeback
„Iron Man“ ist kein überragender Film, macht aber Spaß. Und das ist Robert Downey jr. zu verdanken, früher eines der größten Talente seiner Generation, dann schönstes Drogenwrack neben Mickey Rourke und nun der letzte Dandy von Hollywood, der mit Zen, Selbstironie und Spott noch mal seine Chance genutzt hat.
Bester Kurzauftritt
Als Stauffenberg in „Operation Walküre“ ist er wieder Tom Cruise. Aber wer war das in Ben Stillers Satire „Tropic Thunder“? Cruise ist nicht zu erkennen, spielt auch nicht wie Cruise, legt aber als zynischer Filmproduzent eine wahnwitzige, grandiose Karikatur hin.
Bester Spruch
„Ficken und Schießen sind ein Ding“, dröhnt Moritz Bleibtreu als Andreas Baader. Während Hinterbliebene der Opfer den „Täterfilm“ verfluchen und Gerichte bemühen, hat dieser blöde Spruch auf den Punkt gebracht, wie diffus die Ziele der RAF waren. Man muss „Der Baader Meinhof Komplex“ nicht mögen. Aber er ist kontrovers. Und das sollte Kino viel häufiger sein.
Bester Anfang
Keine Atempause: „Ein Quantum Trost“ brettert von der dunklen Leinwand sofort mit einer Verfolgungsjagd los. Ein brillanter Überraschungsmoment, der so den Takt des ganzen Films bestimmt. Auch „There Will Be Blood“ gibt mit virtuoser Verstörung das Tempo vor, nur mit dem wohl langsamsten Beginn der Kinogeschichte. Da dröhnt einem der Kopf.
Bestes Ende
Der letzte Schock in „Der Nebel“, das qualvolle Dahinsiechen bei „Into The Wild“, das nicht aufhörende Sterben in „No Country For Old Men“, die unvermeidliche Tragik von „Chiko“ – der Tod blieb häufig übrig und weckte die Lust am Leben.
Beste Musik
Todd Haynes’j’m Not There“ und Anton Corbijns „Control“ setzten nicht nur Bob Dylan bzw. lan Curtis ein Denkmal, sondern gaben auch neue visuelle und dramaturgische Maßstäbe vor. Haynes‘ Spiel mit Identitäten ist ebenso raffiniert und stimmig wie die Schwarzweißbilder von Corbijn. Und die Musik – bestehend aus Originalen und inspirierten Coverversionen – ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
Beste Action
In „No Country For Old Men“ zeigen die Coen-Brüder, wie Actiondramen den Zuschauer auch ohne digitale Effekte packen können. „Wanted“, „Eagle Eye“, auch „Ein Quantum Trost“ und „The Dark Knight“ dagegen setzen auf Blue Screens, hohe Schnittfrequenzen oder viel Schatten.
Beste Effekte
Selten wurde Kinoblut so massiv, ästhetisch und gleichzeitig authentisch vergossen wie bei der Messerstecherei in der Sauna von „Tödliche Versprechen“, der Strangulation durch Handschellen in „No Country For Old Men“ und den Schlägen mit der Bowlingkugel am Ende von „There Will Be Blood“. Schrecklich schön.
Beste Lacher
Mit „Der Krieg des Charlie Wilson“ hat Mike Nichols eine Polit-Satire inszeniert, in der jeder süffisante Dialog sitzt. Auch Judd Apatows „Abgedreht“, Ben Stillers „Tropic Thunder“. Woody Allens furioses „Vicky Cristina Barcelona“ und die vor allem im ersten Drittel starke Pixar-Animation „Wall-E“ amüsierten vortrefflich. Und nicht vergessen sollte man den herzlichen Humor von Jason Reitmans „Juno“ und Craig Gillespies „Lars und die Frauen“.