Rock mit Spleen
Es geht ja erst richtig los mit den Young Knives. Es gibt zwar schon ein Album sowie eine Reihe von Singles und EPs, aber das alles waren Vorboten, Einträge im Grundbuch der britischen Rockmusik, nicht mehr. Man kann das sehen an dem Interesse, das dem Trio aus Leicestershire entgegengebracht wird: Irgendwie entwickelt sich diese Karriere parallel zu den herkömmlichen Kanälen. Die Young Knives taugen nicht für die übliche Etappe im großen Staffellauf der britischen Musikszene, sondern stehen stolz außen vor und haben auch gern mal ein spöttisches Wort für die Kollegen aus London. Das neue Album wird diesen Sonderweg im Tweed-Anzug bestätigen.
„Superabimdance“ vermählt auf eine kuriose Art britischen Gegenwartsrock mit Prog-Elementen und einer Art Folk-Attitüde – Henry Dartnell singt ein bisschen wie Colin Meloy von den Decemberists, und insgesamt biegen viele der zunächst gradlinig rockenden Songs irgendwann falsch ab, werden episch oder spleenig oder beides. „Wir haben wirklich viel Sachen wie Fairport Convention und Robyn Hitchcock gehört, auch Robert Wyatt“, sagt Dartnell. „Unsere Songs sind keine Kitchen-sink-Dramas, die vom Alltag erzählen, sondern sollten etwas Magisches, Rätselhaftes bekommen. Natürlich sind auf der Platte viele soziale Statements und gesellschaftskritische Töne, um die kommt man ja momentan nicht herum. Aber wir wollten unsere Sachen lieber durch die Blume sagen. Das haben die britischen Folker früher drauf gehabt: ihrer Musik etwas Mysteriöses beizubringen. Gleichzeitig haben wir uns eine stolze Rockplatte vorgenommen. Rock, nicht Indie-Rock. Alles sollte einen Punkt haben, und möglichst viel Attitüde. Im Endeffekt geht es doch immer um die richtige Attitüde,“
Da soll man es nicht zu ernst nehmen, wenn sie mal schlecht reden über die Musik anderer Leute. Für die Young Knives ist das eine Art kumpelhafter Wettstreit um das beste Lied, die beste Platte, den besten Sound. „Wir versuchen einfach, einzigartig zu sein. Natürlich können wir nicht leugnen, dass wir alle viel Musik hören und sie irgendwie nachmachen. Aber wir streben zumindest an, originell zu sein. Deshalb haben wir wohl diesen Hang zum Prog-Rock. Nicht, dass wir schwierig sein wollen oder auf ultra-clever machen. Aber am Ende muss ein Song irgendwas haben, das die Muster etwas erweitert. Ich hatte einen guten Job, bevor das hier losging; ich hätte ihn behalten und jede Menge Geld verdienen können. Wenn ich also jetzt diese Band mache, soll es sich doch lohnen, oder?! Was habe ich davon, wenn ich so bin wie alle anderen?“