Anything goes

Auch in diesem Jahr schöpft Haldern-Pop die Möglichkeiten aus

Es geht ja in Haldern vor allem um zwei Dinge: musikalische Entdeckungen und ein gutes Miteinander. Auch in diesem Jahr werden wieder fünfeinhalbtausend Menschen haufenweise Bands sehen und hören, deren Namen sie vorher bestenfalls gelesen haben. „Es läuft einfach besser, wenn du den Leuten Freiheiten lässt und ein bisschen die Eigenverantwortlichkeit förderst,“ erklärt Haldern-Pop-Chef Stefan Reichmann. „Wenn du alle gleich auf dein Portemonnaie reglementierst, dann sagen die sich auch: ‚Hey, ich hab jetzt für alles dreimal bezahlt, jetzt bin ich hier auch keinem was schuldig‘. Deshalb lassen wir die Leute lieber ihre PKWs aufs Festivalgelände fahren – womöglich mit ihrem Bier drin! – und hängen nicht überall ‚Betreten verbotenl‘-Schilder auf. Die Leute merken das und tun dann ihren Teil dazu, dass sie diese Freiheit auch nicht verlieren.“

Von der Pädagogik zur Musik: Die ist in diesem Jahr vielleicht noch abenteuerlicher als in den vorherigen Jahren. Doch Acts wie Malajube, Tunng, The Drones, Get Well Soon oder Loney Dear sind handverlesen und auf Konzertreisen vom Haldern-Team für gut befunden worden. „Es wird so sein wie immer: Wenn die Leute aufmerksam sind, werden sie glücklich nach Hause gehen.“

Wobei „unbekannt“ nun wirklich keine Bedingung ist, um in Haldern zu spielen. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte nicht gern Arcade Fire als Headliner gehabt“, sagt Reichmann, „und ich glaube, sie hätten sich damit auch einen Gefallen getan. Jetzt spielen sie irgendwann mittags.“ Auf dem Hurricane /Southside-Festival nämlich, unter ferner liefen.

„Wir haben dieses Sparten-Ding sehr satt und wollen das gern aufweichen“, erklärt Reichmann das diesjährige Motto „Ohnmacht der Möglichkeiten“, „es soll für jeden etwas dabei sein, aber es soll auch so sein, dass die Leute das Festival als Ganzes sehen und nicht nur in ihren Kategorien stecken bleiben. Auch dieses generationsübergreifende Ding, das wir ja mal mit Patti Smith und Bright Eyes umgesetzt haben, geht uns nicht aus dem Kopf. Man muss die Sachen wieder im Zusammenhangdenken und irgendwie zusammenkriegen.“

Und so ist der ein oder andere altvordere Künstler noch im Gespräch fürs diesjährige Festival, nur Namen darf man noch nicht sagen; auch für den späten Freitagabend wird noch an einer Überraschung gebastelt.

Halten wir uns also vorerst an die kleinen großen Acts dieses Jahres, die es auf der Hauptbühne und im ROLLING STONE-Spiegelzelt zu hören geben wird. Das sind unter anderen die Editors, die Shout Out Louds, Duke Special, Two Gallants, Polarkreis 18, The Earlies, die Pidgeon Detectives, Sebastin Tellier, die Magic Numbers, dazu der Franko-Kanadier Patrick Watson, dessen Aufsehen erregende Musik zwischen Tom Waits, Jeff Buckley und Nick Drake hier zwar noch nicht zu kaufen ist, aber demnächst von sich reden machen wird. Und dann ist da noch Jan Delay, der mit seiner Disko No. 1 am Samstag den Abschluss machen wird.

„Sicher, es mosern einige“, gibt Reichmann zu, „aber, wie gesagt, aus diesem Sparten-Ding wollen wir heraus. Und ist ein gutes Festival nicht auch immer ein überraschendes Festival?“

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