Burger-Queen
Eine Fast-Food-Reklame mit Paris Hilton half Eleni Mandell, endlich eine eigene Stimme zu finden
Die gute Nachricht von Eleni Mandell: Man wird sie ab jetzt nicht mehr mit Tom Waits vergleichen müssen. Nicht auf Chuck E. Weiss verweisen und davon erzählen, wie die wohlbehütet aufgewachsene Zahnarzttochter die Unterseite der US-amerikanischen Kultur ergründet und sich dafür scheinbar grundlos in immer neue Abgründe herablässt.
„Ich hatte so eine Art morbider Neugierde, das Leben dieser selbstzerstörerischen Charaktere genau kennen zu lernen, obwohl sie mit meinem eigenen Leben nichts zu tun hatten“, sagt Mandell und bestätigt ein letztes Mal den ständigen Vergleich mit dem Meister des musikalischen method actinq. „Ich wollte wie Tom Waits sein, ja. Ich wollte sein Handwerk immer besser lernen. Ich bin mir nicht sicher, warum.“
Sicher ist Mandell sich indes, dass die Zeit des Kopierens jetzt vorbei ist. Die Veränderung begann so in etwa zur Zeit der Aufnahmen zu „Afternoon“, dem letzten Album, das freilich trotz der vielleicht falschen Motivation ganz wunderbar ist. Mandell redet von schweren Zeiten und erzählt ganz offen davon, sich immer mit den falschen Männern eingelassen zu haben, wohl jenen aus den besagten Feldstudien. „Ich umgab mich eine Zeitlang mit meinen verflossenen boyfriends, einer kaputter als der andere – schon seltsam, dass man manchmal nicht loslassen kann, was einen zerstört. Aber vielleicht hat es etwas damit zu tun, eine Künstlerin zu sein – ich hatte Angst, keinen Song mehr hinzubekommen, wenn es mir zu gut geht. Aber irgendwann war ich einfach Zu müde davon, immer müde davon zu sein, in irgendeiner Krise zu stecken.“ Pünktlich zum Umdenken kam dann auch noch der richtige Mann für den Neustart. „Du weißt schon, einer, der dich mag, wie du bist und dir das Gefühl gibt, schön zu sein. Einer, der dich liebt.“ Auf „Miracle Of Five“, dem neuen Album, kann man hören, dass Mandell auch ohne Krise gute Musik machen kann. Eine ganz weich sich wiegende Platte ist das, sehr tröstlich und von schlichter Schönheit. Mandell intoniert mit ihrem conversational alto Mancini-artige Balladen, reduzierten Songwriter-Jazz und betont simple Country-Schunkler – freilich nie oberflächlich nach Disney-Art, sondern immer mit einem kleinen Bruch irgendwo.
Aber schön ist alles hier und soll es auch sein. Gelegenheitsproduzent Andy Kaulkin (eigentlich Chef bei Anti, eine ziemliche Ehre) ließ Mandells Band sowie etwa Wilcos Nels Cline zu den zuvor aufgenommenen Gesängen und Gitarren spielen und konzentrierte so alles auf Mandells Stimme, die tatsächlich so schön wie noch nie klingt. „Man sagt ja, dass jeder Sänger eine Weile braucht, um seine eigene Stimme zu finden. Well, I found mine.“
Zur gefundenen Stimme kommen auch noch positive Entwicklungen geschäftlicher Art, ein Label für Europa und zusätzlich gesteigerte Aufmerksamkeit in den USA, weil sie im letzten Jahr Cole Porters „I Love Paris“ für einen Fernseh-Spot sang, in dem Paris Hilton skandalträchtig für eine Hamburger-Kette warb.
„Ich habe schon viel bessere Werbungen gesungen“, meckert Mandell nicht ganz ernst, „Zahnpasta, Käse, ein Auto von Honda, es waren echt gute Sachen dabei, die dann aber nie genommen wurden. Da musste erst Paris Hilton kommen, ausgerechnet.“ So ganz kommt sie von den seltsamen Charakteren wohl nicht los.