Besuffkis Refugium
Pop-Prominenz wie Pete Doherty checkt wieder zum Entzug ein
In der Priory ist die Hölle los. Eigentlich sollte die berühmte Klinik im Norden Londons ein Ort der Ruhe und Erholung sein, aber im August herrscht dort plötzlich Ausnahmezustand: Prominenten-Stau. Tom Keane checkt ein, um sein „zunehmendes Problem mit Alkohol und Drogen zu bewältigen“. Wer hätte das gedacht: der rotwangige Keane-Sänger-ein Opfer des Rock’n’Roll! Zur selben Zeit hält sich auch Justin Hawkins dort auf, der Schreihals von The Darkness, der zuvor schon an Bulimie litt und jetzt auch noch kokainabhängig ist (und im Oktober wegen akuter Entkräftung endgültig die Band verlassen würde, um wieder aufklare Gedanken zu kommen). Ein Dauergast hat sich auch noch eingemietet: Pete Doherty. Wir erinnern uns: Pete Doherty war mal Sänger, erst bei den Libertines, dann bei den Babyshambles. Bisweilen tritt er noch aufviel zu spät bei „Rock am Ring“, unangekündigt im Münchner, Atomic Cafe“ und ganz oft gar nicht, weil er das Flugzeug verpasste, wieder mal verhaftet wurde oder einfach indisponiert ist. Das Jahr 2006 war voller Doherty-News, obwohl er kaum Musik gemacht hat. Was wäre die Boulevard-Presse ohne den neuesten Klatsch über den Mann, der hierzulande meistens unter dem Namen „Drogen-Freund von Kate Moss“ firmiert? Einen MTV-Kameramann attackiert er mit Blut aus einer Spritze, igitt. Er plant eine Traum-Hochzeit mit seinem Supermodel auf Bali, die dann aber leider abgesagt werden muss, wahrscheinlich weil selbst das gebeutelte Bali keine solchen Chaoten einreisen lassen will, vielleicht aber auch, weil ihn die britischen Behörden mal wieder in Beschlag nehmen. Er überlegt sich, dass er demnächst T-Shirt-Designer werden könnte, doch bisher haben wir keine gesehen. Immer nur: Fotos von Pete, wie er Crack-Pfeifchen raucht. Fotos von Pete, wie er derangiert durch diverse Städte stolpert und von aufgeregten Fans umringt wird. Fotos von Kate und Pete, die ganz glücklich sind. Fotos von Kate, die sich getrennt hat. Fotos von einem gelbgesichtigen Pete, der leidet. Fotos von Kate und Pete, die sich versöhnt haben. Und jetzt würden wir gern mal wieder vernünftige Musik von diesem so talentierten, so traurigen jungen Mann hören.
Was passiert, wenn man bloß ein Medien-Phänomen ist und nur noch nebenbei ein Musiker, das kann Doherty sich bei einem anderen ehemaligen Pnory-Patienten angucken: Robbie Williams. Der hat vielleicht kein Drogenproblem mehr, aber sein Leben noch längst nicht zurückgewonnen. Immer -wieder: Depressionen, Einsamkeit, Erschöpfung. Ach ja, und viel Sex auf Hotelzimmern mit hübschen Mädchen, die am nächsten Tag alles bettwarm ausplaudern.
Keine Option für den monogamen Pete. Es braucht natürlich mehr als zwei Wochen in The Priory, um zu sich zu kommen. Es braucht den Mut, ein Leben – oder zumindest ein paar Wochen – ohne Kameras zu wollen. Von Kate Moss wird Pete Doherty das wahrscheinlich nicht lernen.