Joan As Police Woman – München, Atomic Cafe
Die New Yorker Joan As Police Woman zelebrieren 70s-Songwriterkunst
Ein Mann mittleren Alters und sein junges, frisch frisiertes und kostümiertes Hascherl stehen an der Kasse und überlegen, ob sie die zweimal 15 Euro Eintrittsgeld in die Blechkasse einzahlen sollen. Das Hascherl ist unschlüssig: „Ist das so ähnlich wie Nina Simone?“ Frau am Einlass: „Ja. öh, irgendwie moderner.“
Modern ist an diesem Abend nichts. Am wenigsten das Publikum. Kein New York-Glam, wie man ihn nach Joan „As Policewoman“ Wassers Gastspielen bei Antony & The Johnsons und Rufus Wainwright hätte vermuten können. Eher Diana-Krall- und Damien-Rice-Hörer. Aber unheimlich gut aussehend. Joan Wasser beginnt ganz altmodisch allein am E-Piano mit „Show Me The Life“ und „Real Life“, bevor Schlagzeuger Ben Perowsky im alten beigen Trainingsanzug und Bassistin Rainy Orteca, die Butch-mäßig in einer Art 70s-Disco-Outfit für ein bisschen Glam sorgt, die Bühne betreten und einfühlsam „Flushed chest“ einleiten. Es sind die großen 70s-Songwriterinnen wie Joni Mitchell oder Carole King, an die die leicht unterkühlte, jazzinfizierte Performance an diesem Abend erinnert. Nur das spröde rockende „Christobel“ und Bowies „Sweet Thing“ am Ende brechen da aus. „We Don’t Own It“ widmet Wasser ihrem verstorbenen Geliebten Jeff Buckley. der ja immer was von Nina Simone hatte. Nur moderner, irgendwie.