Kira

Kira, die aus Wuppertal stammt und der Musik wegen vor sechs, sieben Jahren an die Elbe wechselte, fühlt sich schon ganz wie eine Hamburgerin und hat auch Hamburger Produzenten und Musiker wie Jens Carstens (Rosenstolz, Heinz Rudolf Kunze) in der Band. Sicher habe sie sich am Anfang eingeigelt, um die eigene Identität zu festigen, und nach wie vor sei es zu früh für Kollaborationen mit Kolleg(inn)en. „Aber man fühlt schon den Zusammenhalt; Alle haben gemeinsam das Gefühl, dass was geht in Hamburg.“

Sicher, es geht was in Hamburg, besonders auch bei den Singer-Songwritern, die nicht zur asymmetrisch frisierten Indie-Szene gehören: Neben den Alteingesessenen präsentieren sich Damen wie Regy Clasen und Anna, aber auch ganz andere Musiker wie Der Fall Böse und Michy Reincke mehr als früher als Hamburger Künstler. Der NDR hat nach langer Ignoranz und Intervention von Ole von Beust mit eigenen Formaten reagiert, Festivals und Konzertreihen wie „Hamburg Pop“ und die (jetzt sogar schon an andere Städte vermietete) „Lausch Lounge“ tun ihr Übriges.

„Vielleicht ist das auch eine Art Gegenbewegung zu Berlin“, mutmaßt Kira, „alle gehen da hin und reden von Hauptstadt und so, da rückt man anderswo halt zusammen.“ Kiras Label allerdings residiert in London, und ein schöner Moment war es sicher nicht, als sie die ersten Demos ihres zweiten Albums zu „Grönland“ geschickt hatte und es dort erst mal lange Gesichter und offene Kritik gab. Künstlerischer Stillstand sei das und nicht mehr als ganz nett, auch Labelboss Herbert Grönemeyer war nicht zufrieden. „Der nackte Zwang“ trieb die Wahl-Hamburgerin dann dazu, sich Hilfe beim Komponieren zu holen, indem sie ihren Entdecker, Produzenten und Mentor Michael Hagel zum Co-Writer beförderte. „Das war nicht leicht am Anfang“, gibt sie beim Frühstücksplausch im Hamburger Stadtpark zu, „als Songwriter hat man ja im Kopf, alles allein machen zu wollen. Aber er hat mich herausgefordert, nicht immer nur in mich reinzuhorchen, sondern über die Welt da draußen zu singen. Natürlich sind das immer noch meine Gedanken, aber trotzdem war das für mich ein ziemlicher Schritt.“ Als der getan war, sei es dann nicht mehr um introvertierte Grübeleien, sondern um Austausch gegangen, sagt Kira. „Mittlerweile kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, eine Platte allein zu Hause im Wohnzimmer mit Wandergitarre zu machen.“

Draußen sein, auf den Punkt kommen, gemeinsame Sache machen: Darum geht es auf „Goldfisch“, dem jetzt fertigen Album nach der Krise. Kira findet klare Worte zu junger deutscher Popmusik und erweitert den Aufbruch um eine neue, jedenfalls eigenständige Stimme. Diverse Produzenten, darunter Tomte-Mann Sven Meyer, setzen die besagten Kooperationen mal so und mal so um und schwanken zwischen Elektronik und ordentlich rockenden Band-Arrangements. „Mich haben nach dem ersten Album oft Leute nach der Bedeutung der Texte gefragt, und wenn ich dann einen Song erklärt habe, habe ich gedacht, dass ich das doch im Lied auch besser so gesagt hätte“, meint Kira. „So habe ich alle Texte zum neuen Album geschrieben: schnörkellos, direkt heraus.“

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