Die intime Opulenz des David Gray
Es war einmal ein junger, wütender Songschreiber aus Manchester. Der hatte schon drei Alben gemacht, die so manchen Kritiker zu poetischen Metaphern und gewagten Vergleichen mit Van Morrison trieben. Dafür konnte er sich aber bald nichts mehr kaufen. Kein Label, kein Geld, aber natürlich ein paar neue Songs, die irgendwie raus mußten. Wenn’s sein muss, im eigenen Wohnzimmer. Kumpel Clune war sich nicht zu schade für ein paar unentgeltliche Beats. Notgedrungen entdeckte David Gray so den (Electro)-Groove als Grundgerüst seiner Songs – nur um später zu schwärmen, er habe so eine „Intimität wiedergewonnen“, die zuvor im Rock-Ambiente des Frühwerks irgendwann abhanden gekommen war. Später, nach dem großen Mundpropaganda-Wunder, das die Wohnzimmer-Platte „White Ladder“ mit der Hit-Single „Babylon“ 2000 zum Millionenseiler in England und bis heute zum meistverkauften Album in Irland machte. Nach dem Übergangswerk „A New Day At Midnight“ rief David Gray erwartungsgemäß das Ende des Spartanismus aus. Auf „Life In Slow Motion“ gingen dann Intimität und Opulenz so gut Hand in Hand wie noch nie zuvor bei Gray. Auf die Live-Umsetzung darf man gespannt sein, zumal ja auch die „Babylon“-Jünger bedient werden wollen.