Wo ist Zuhause, Mama?
Songschreiberinnen entdecken das Eigenheim als kreative Zelle
Tracy Chapman startet die Revolution daheim
Bei Tracy Chapman beobachtet man seit dem Debüt den schrittweisen Rückzug ins Private: Alles wird immer leiser und hermetischer und taugt längst schon nicht mehr als Soundtrack für eine etwaige Revolution. Nachdem „Let It Rain“, das letzte Album, arg resigniert und fast apathisch wirkte, kehrt jetzt ganz sachte das Leben zurück. Chapman hat „Where You Live“ daheim in San Francisco mit Tchad Blake aufgenommen, der die Platte klingen läßt wie ein Buch von Anne Proulx: schwermütig flüsternd, punktgenau beschreibend, auch ein bißchen archaisch amerikanisch. „Ich beobachte Amerika: die Rückkehr des christlichen Fundamentalismus in die Politik, das Verwischen der Biographien, die Kriege“, sagt sie. „ich kann nie genau sagen, um was es geht. Jedenfalls ist mein eigenes Leben selten das Thema.“ Chapman ist weiter aktiv: für die AIDS-Hilfe und den Frieden, gegen Umweltzerstörung. Gerade ist sie für Sponsorengeld mit dem Fahrrad nach L. A. gefahren. „Man kann ja nicht einfach rumsitzen, denn dann verändert sich ja gar nichts.“ Talking about a revolution.
Heather Nova macht auf Familie
„Ich habe in meinem Leben immer einen Verlust und eine Heimatlosigkeit gespürt“, sagt Heather Nova man denkt gleich an die Kindheit bei den weltreisenden Hippie-Eltern und an das anschließende Dasein als Musikvagabundin. „Durch meinen Sohn habe ich diese Heimat gefunden. Was nicht heißt, daß ich jetzt Hausfrau werde und die Musik sein lasse!“ Ein bißchen aber doch: „Redbird“, das neue von Ehemann Felix Tod produzierte Album, erscheint in den USA nur bei iTunes, um nicht den Forderungen einer Plattenfirma nach ausgedehnten Promo- und Konzertreisen nachkommen zu müssen. Warum sie nicht wieder mit Mercury Rev arbeitete, die ihr zu ihrem bisher besten Album „Storm“ verhalfen? „lch habe zunächst wieder mit ihnen probiert, aber es ging nicht. Ich wollte die Kraft der Konzerte einfangen – und habe dann logischerweise meine Band ins Studio geholt.“