Die Steine des Anstoßes
Unsere "100 besten Stones-Songs" lösten hitzige Diskussionen aus. ROLLING STONE-Leser können nun ihre definitiven Favoriten wählen.
Kaum war Wolfgangs Doebelings in Stein (sic!) gehauene „Top 100“ im August-Heft veröffentlicht worden, kreuzten in unserem Online-Forum schon die Exegeten, Fanatiker und Hobby-Hörer die Klingen. Ein begeisterter Leser ertappte sich dabei, daß er Doebelingsche Resümierbegriffe wie „bloody brilliant“ bereits im privaten Bereich verwendet, etwa wenn seine Frau das Frühstücks-Ei punktgenau serviert. Auch staunte man über den Umfang der Herkules-Arbeit, der freilich 25 Jahre geistiger Vorbereitung vorausgingen.
Unter den Fachkollegen war es zuvörderst Heinrich Schieferstein, der uns mit Korrekturen beschämte: „Ihre Kommentierung bzgl. der Musiker halte ich für fragwürdig, insbesondere im Falle von Keiths Wah-Wah bei ‚Fingerprint File‘. Hier hat zweifelsohne Keith die etwas morbide klingenden Rhythmushüpfer (man könnte es auch Torkeln oder Stolpern nennen, was intuitive Synkopen sind) gemacht, es liegt nahe, daß Mick Taylor den Wah-Part hat. Auch bei anderen Stücken höre ich die Urheber der Gitarrenarbeit anders als von Ihnen beschrieben, wobei teilweise die Fachliteratur Ihre Aussagen widerlegt, insbes. im Falle des Albums ,Let It Bleed'[2,3,4].“ Dies ist nur ein kleiner Auszug aus dem Konvolut, das unter den Stones-Wissenschaftlern natürlich für hitzige Diskussionen sorgte.
Kurzum, der Enthusiasmus hat kein Ende. Autor Doebeling bemerkt beim U-Bahn-Fahren häufig gestreckte Daumen und herausgestreckte Stones-Zungen, seine Korrespondenz wird neuerdings in Postkörben zugestellt. Etwa 50 Prozent der Teilnehmer schließen sich laut einer Umfrage auf unserer Website der Aussage „Die Rolling Stones sind die wichtigste Band aller Zeiten“ an, nur fünf Prozent hören angeblich gar keine Stones-Musik, sieben Prozent bestreiten den Satz, 26 Prozent halten ihre Lebensleistung immerhin für respektabel.
Wer seinen liebsten Stones-Track in den Doebelingschen „Top 100“ vermißt, wer sich ob der Reihenfolge die schütteren Haare rauft, kann nun alles wieder ins Lot bringen-. Unter www.rollingstone.de/stones haben wir ein Abstimmungsformular eingerichtet (s.u.), das in den nächsten Wochen bitte ausgiebig genutzt werden möge.
Wer die Vinylsammlung längst verscherbelt und seine Repertoire-Lücken auch mit CDs nicht mehr geschlossen hat, kann ab dem 1. September übrigens auch digital aufrüsten. Nachdem die Stones-Jahre nach 1971 bereits als Downloads verfügbar waren, sind nun auch endlich die frühen Perlen (und die meisten stammen nun mal aus den 60er Jahren) digital erhältlich. Allen Klein, der damalige Manager der Stones, hatte sich mit der Freigabe viel Zeit gelassen, weil ihm die Flut der illegalen Downloads ein Dorn im Auge war. Musicload, Deutschlands größter Download-Anbieter, hat die Rechte nun für zwei Monate exklusiv erworben und stellt den gesamten Stones-Katalog zum Download bereit. An der Verfügbarkeit des Repertoires kann es also nicht mehr scheitern – zur Wahlurne, bitte!