Club der Käuze

Danny Cohen begann seine Karriere in der Nachbarschaft von Tom Waits und Captain Beefheart

Selbst die sonst immer ganz gut informierten Kenner von allmusic.com sind bei Danny Cohen ratlos. Woher kommt dieser Mann? Warum so wenig Informationen? Und noch weniger Platten? Ist der überhaupt Musiker? Danny Cohen bleibt ein Rätsel. „Es macht keinen Sinn, hier über mein Leben zu reden; es ist einfach immer zu viel passiert“, sagt Cohen, den man zum neuen Album „We’re All Gunna Die“ tatsächlich sprechen kann. „Meine Freunde haben mich den westcoast bouncer genannt, weil ich nie lange an einem Ort geblieben bin und so um die hundert Jobs hatte.“

So ähnlich hatte man sich das vorgestellt. Cohens verstimmter, auch oft lustiger Avantgarde-Folk klingt nach Landstreicherei, nach schäbigen Hotels, nach der viel besagten Unterseite Amerikas, ist manchmal absurd und immer schräg in der Perspektive. „Ich bin immer Musiker gewesen, aber eben nicht zielgerichtet“, sagt Cohen, der übrigens kein Sonderling ist, sondern ein aufgeräumter, nur minimal spröder Gesprächspartner, „ich habe in R&B-Bands Gitarre gespielt und in Metal-Bands gesungen, all for the love of music.“ Daß man nun auch hier die Musik von Danny Cohen bekommt, hat mit einem Kollegen zu tun: Tom Waits lernte Cohen auf der „Small Change“-Tour Mitte der 70er kennen, und es wurde eine richtige Freundschaft draus. Cohens jüngerer Bruder Greg spielte damals Baß für Waits und heiratete zudem dessen Schwägerin, die Schwester von Kathleen Brennan also. Als Waits Jahre später seine Partner vom „Anti“-Label auf Cohen aufmerksam machte, war das somit Familiensache.

Wenn man ein wenig Zeit mitbringt, entfaltet sich die Lebensgeschichte von Danny Cohen ganz prächtig: die Jugend in L.A.’s Woodland Hills, wo auch Waits, Zappa und Captain Beefheart lebten. Beefheart, der Cohens Nachbar und Kumpel war, die erste Punk-Band Charleston Grotto, schließlich das Vagabundenleben, alles ganz stilecht. „Kunst entsprang damals so einem Leben“, erklärt Cohen, „du mußtest eigensinnig und einzigartig sein, um gut gefunden zu werden. Ich schätze, das sind meine Ideale geblieben.“

Mittlerweile seßhaft auf der anderen Seite von Los Angeles, im Central Valley, führt er eine Künstlerexistenz, malt, schreibt Songs und schrieb bei einem zwischenzeitlichen Aufenthalt in einem schäbigen Hotel gar zwei (unveröffentlichte) Romane. „Wenn die Zeit reif ist, mache ich eine Platte. Oder male ein Bild. Oder schreibe ein Buch. Man kann die Dinge nicht forcieren, und ich mache die Kunst ja für mich, als Katharsis. Alles andere kommt später. Oder es kommt eben nicht.“

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