Alles im Kopf
Patrice wird vom Reggae-Boy zum ganz großen Soul-Sänger
Der kleine Prinz, der auf Fotos immer so cool schaut und auf Platten wie ein Sahneschnäuzchen singt. Patrice Babatunde, 25, einer der besten deutschen Sänger, der halt langsam mal hier einen Hit haben sollte – in Frankreich und Italien ist er ein Top-Ten-Star. Auch britische Labels wollten ihn, aber es hat nicht geklappt. Patrice ist ein kleiner Pechvogel, dem darüberhinaus das Reggae-Genre-lmage nachhängt, obwohl er mittlerweile ganz wundervolle Soul-Musik macht, die (wie bei Prince in der besten Zeit) alles umarmt, sexy und melodisch ist und zeigt, was für einen Unterschied es macht, wenn einer nicht nur den Vorbildern hinterherproduziert. Die neue Platte „Nile“ ist brillant.
„Da gibt es Lieder, für die hab ich den Refrain geschrieben, als ich noch in der Schule war. Die Strophen hab ich jetzt hinzugefügt, neun Jahre später.“ Zum Beispiel für „Be Your Man“, ein Liebeslied für eine der Fernbeziehungen, die Patrice während der Internatszeit am Bodensee führte. Das ging hin und her: Im Internat saß er mit der Gitarre an der Heizung, daheim in Köln übte er Freestyle-Reggae und machte auf cool. „Bei den Leuten, mit denen ich aufgewachsen bin – da hat man sich so private Sachen nicht erzählt. Die Liebeslieder, das war mein privates Ding.“ Lustigerweise war es das eilige Demo eines dieser Stükke, das ihm den Plattenvertrag brachte.
Bei den jungen Leuten denkt man ja immer, sie machen alles aus momentaner Erregung heraus – daß Patrice ein solches Gedächtnis hat, daß er gleichzeitig aus allen seinen Lebensphasen schöpft, überrascht erstmal. Ein Höhepunkt der Platte ist „It Hurts To Be Alone“ von den Wailers – ein Stück, das er mit 15 auf Kassette hatte, die ihm dann verloren ging. Er merkte sich den Song zehn Jahre lang, erst jetzt hat er ihn runtergeladen. Es gibt keine Roots-Musik ohne gutes Gedächtnis.