Rock am Ring / Rock im Park
R.E.M., Marilyn Manson, Iron Maiden, Green Day, Mando Diao und Tocotronic beim 20. Jubiläum
Manchmal gibt es bei Rock-Festivals unheimliche Begegnungen. So treffen sich diesmal R.E.M. und Marilyn Manson zum nachpfingstlichen Stelldichein in Nürnberg und in der Eifel, weltanschaulich wie musikalisch vermeintlich disparate Künstler. Dabei liegen R.E.M. und Manson gar nicht so weit auseinander, wenn es um politische Essentials geht: Beide gelten in den USA ab Liberale, wenn nicht Schlimmeres, beide tun sich schwer in einem Klima des Patriotismus, der Bigotterie und der Schuldzuweisung. Der Protest ist hier subtil und poetisch, dort brachial und gruselig.
Hier die Innenschau, dort die Schauwerte. Aber dir beide gilt: Emotionen, überlebensgroß.
Die Wiederkehr der in Expertenkreisen kultisch gefeierten Iron Maiden hat beinahe historische Bedeutung. Die britischen Haudegen profilierten sich in den 80er Jahren mit einer märchenhaft-verspielten Variante des Heavy Metal, ihre arabeskenreichen Songs galten als Vollendung des Genres. Mögen die Platten auch nur noch Reprisen enthalten – es handelt sich um verkable Heldenverehrung, wenn Iron Maiden heute auftreten.
Auch Slayer sind Überlebende der Achtziger, als sie mit „Reign In Blood“ einen Splatter-Albtraum aufnahmen, der heute zum Standard-Repertoire des Metal gehört. Dagegen sind Slipknot geradezu Anfangen Die Maskenträger verstören mit ebenso nihilistischen wie bizarren und lärmenden Werken, die gewissermaßen die Rückseite des amerikanischen Traums illustrieren – in mattem Schwarz. Die Finnen von Apocalyptica malen indes eher klassisch europäische Untergangsszenarien und reüssieren derzeit im Gothic-Auftrieb. Ihre Landsleute HIM profitieren seit Jahren vom Hang zum Morbiden.
The Prodigy, Green Day, die Hives, die Chemical Brothers und Incubus zählen zur Stammbesetzung von Festivals, Maroon 5 und Mando Diao sind die Aufsteiger der Saison.
Zu empfehlen sind drei vorzügliche – allerdings nicht bier-, sondern redselige – Hamburger Darbietungen: die Auftritte von Kettcar, Tomte und Tocotronic.