U2: „Sometimes You Can’t Make It On Your Own“
An U2 führte Ende des Jahres kein Weg mehr vorbei. Auf einmal waren sie wieder überall: In der iPod-Werbung dröhnte ellenlang die Single „Vertigo“, „How To Dismantle An Atomic Bomb“ verkaufte so schnell so viele Millionen wie kein U2-Album davor. Und auf der „Live Aid“-DVD war ihr viel zu kurzer Auftritt der unumstrittene Höhepunkt – wenn man denn überhaupt ein Herz für diese Band hat. Denn heute gilt das Gleiche wie vor fast 20 Jahren: U2 liebt man oder man hasst sie, aber gleichgültig sind sie keinem, der mehr als zwei Dutzend Platten zu Hause hat.
Mit „Bomb“ schließt sich für die Iren ein Kreis. Galten sie zu Beginn ihrer Karriere noch als eher garstige Christen, die ihre Botschaft und vor allem sich selbst zu ernstnahmen, versuchten sie in den 90er Jahren, einmal cool zu sein- aber Ironie, Zynismus und billiges Rockstar-Getue wollte von Bono doch keiner haben. Jetzt sind U2 wieder bei sich selbst angekommen. Ein bisschen zurückhaltender in ihrem Weltverbesserungsdrang, ein wenig vorsichtiger mit klugen Sprüchen. Aber mit einer eindeutigen Mission: „Love And Peace Or Else“ klingt fast wie eine Drohung, Bono bekennt sich zu „Yahweh“ und hofft weiter auf Brot für die Welt – oder notfalls eben „Crumbs From Your Table‘. Sie wagen sich wieder ans Pathetische, die Gitarren machen ordentlich Alarm. Aber all das wirkt nicht mehr so größenwahnsinnig, die Texte sind von (Selbst-) Zweifeln durchsetzt, und am bewegendsten sind die ganz privaten Stücke („Sometimes You Can’t Make It On Your Own“). Dies sei vielleicht das Album, das sie 25 Jahre lang gesucht hätten, behauptet Bono ganz vorsichtig. Gut möglich.