Le Tigre/Hidden Cameras – Berlin, Kulturbrauerei
Die ungezogene Popkomm und ihr lesbischwules Begleitprogramm mit Le Tigre und Hidden Cameras
Was Pop & Pop so alles in Berlin erlebten! Der kurze und der lange Pop sind nämlich wegen der Popkomm gekommen, und zum Konzert von Le Tigre, den Hidden Cameras und Patrick Wolf gehen sie, weil das nicht nur „das beste Konzert der Popkomm“ ist (Zeuge W.), sondern „eigentlich das einzige richtige Konzert der Popkomm“ (Zeuge V, Chefredakteur der Zeitschrift „Sex“). Jedenfalls sind die zwei „noch mal kurz ins Hotel“, weil der kurze Pop die Tasche mit den CDs vom britischen Kulturexportbüro abstellen mag und der lange Pop auf einen Anruf von Popizia wartet, die eventuell noch irgendwo in Berlin zur lustigen Gruppe stoßen wilL Der Weg führt unsere Helden zunächst in eine Inki-Blinki-Bar in Mitte, denn dort lässt sich Elvis Costello öffentlich vom Ex-MTVler Steve Blame interviewen. Die vielen Leute dort unterhalten sich laut, weil sie die Frage von Blame an Costello blöd finden, wie er denn auf den fünften Takt im zweiten Aufzug seiner Ballettmusik gekommen sei. Costello findet die auch blöd, steht resolut auf, läuft umher und interviewt sich selbst Mittlerweile sind viele Nachrichten auf den Mobiltelefonen von Pop 8C Pop eingegangen, entfernte Freunde und zukünftige Liebschaften, die alle irgendwo in der Stadt auf sie warten (weil Popkomm ist). Die zwei müssen fix weiter, aber die U-Bahn Richtung Pankow fährt erst in 21 Minuten – der umständlich herbeigewunkene Taxifahrer kennt den Weg zum Konzert, aber sein Versprechen, dass man dort Essen kaufen könne, erweist sich als windig, weshalb Pop 8C Pop und der bei Costello hinzugekommene Pip erst noch circa 500 Minuten lang auf Essenssuche durch Prenzlauer Berg stolpern, das so ausgestorben ist wie bei einer Feuerwehrübung.
Patrick Wolf läuft mit dem Geigenkasten durchs Foyer, den hätten sie schon mal verpasst Vor der Halle warten viele Leute darauf, dass es billiger wird, und drinnen ist es angenehm, weil Pop & Pop von ebenfalls vielen Leuten angeflunkert worden sind: Wären wirklich alle gekommen, hätte das im Rest Berlins ein Vakuum erzeugt und die Erde wäre explodiert. Die Hidden Cameras sind zu siebt, das sieht man selten. Größere Teile der Band aus Kanada auszufliegen, ist teuer.
Es sieht aus, als ob alle durcheinander hüpfen, mindestens zwei Geigen, Xylofon, mehr Singgruppen-Instrumente als Musiker auf der Bühne, dazu angeheuerte männliche Oben-ohne-Tänzer. Bei den schönen Liedern wird ganz schön draufgehauen, der Sänger Joel steht am Ende im Unterhemd da. Wie interessant es ist, die schwulen Hidden Cameras mit den feministisch-lesbischen Le Tigre zusammenzubuchen: geschmeidige Jungs, eckige Mädchen im Publikum. Leider haben die Cameras das DVD-Kabel von Le Tigre plattgehüpft, deshalb dauert der Umbau lange. Zeit für Pop & Pop, möglichst vielen Leute zu SMS-en, dass es heute nicht mehr klappt mit Treffen.
Die drei von Le Tigre treten dann wie eine HipHop-Gruppe auf. Kathleen Hanna, das Original-Riot-Grrrl aus Olympia, spielt eine Dosis Gitarre, aber erfrischenderweise tun sie ansonsten gar nicht so, als ob die Digital-Punk-Synthesizer live bedient werden, und konzentrieren sich aufs Singen und Kreischen. Die Show sind die Videos, Animationen, Blue Box, natürlich auch Bush und Bilder feministischer Ikonen, was der lange Pop abgeschmackt findet, während der kurze Pop vom „exzellenten Sound“ redet. Die Nachricht, dass Peaches auf der After-Party auflegt, erreicht Popizia leider zu spät. Sie tanzt irgendwo in Berlin auf einer anderen Hochzeit.