Mein Mojo liegt im Kühlschrank

Die Band von Jon Spencer heißt jetzt nur noch Blues Explosion - die drei Blues-Krawallisten haben tatsächlich nach den Wurzeln ihrer Musik gesucht. War das nötig?

Die äußerlichen Anzeichen deuten auf Reduktion: Nach 13 Jahren hat Jon Spencer seinen Namen aus dem der Band getilgt (natürlich um die Demokratie im Bandgefüge zu unterstreichen), und auch das Artwork – beim letzten Album „Plastic Fang“ noch eine aufwendige Spezialanfertigung – glänzt beim neuen Werk „Damage“ durch Schlichtheit: Eine Basstrommel, handbemalt mit dem verschlankten Bandnamen darauf, das ist schon alles. Doch der Schein trügt War das Vorgängeralbum eine schnörkellose Rockplatte, kehrt das Trio nun zur musikalischen Vielschichtigkeit von „Acme“ von 1998 zurück.

„Stagnation auf hohem Niveau“ glaubten darin die ersten Kritiker zu erkennen, für die Band dagegen ist es die Essenz aus allen bisherigen Blues Explosion-Alben. Neu ist nicht etwa der Sound der LP, sondern ihre Entstehungsweise. Nach einer langen, anstrengenden Tournee suchten die drei alten Freunde nach einem Weg, in möglichst relaxter Atmosphäre eine neue Platte einspielen zu können. Drei Monate lebte die Band praktisch wie in einer Wohngemeinschaft zusammen im New Yorker Studio von Schlagzeuger Russell Simins und versuchte, den Geist von „Exile On Main Street“ einzufangen.

„Wir haben gespielt und gespielt und schlicht und ergreifend alles mitgeschnitten. Erst danach haben wir uns daran gemacht, aus dem Wust an Songs einige herauszupicken. Bei diesem Prozess wurde uns schnell klar, dass daraus eine völlig andere Platte als ‚Plastic Fang‘ werden würde“, erinnert sich Simins, und Spencer ergänzt: „Wir haben das Songwriting dieses Mal als echte Herausforderung gesehen. Früher haben wir genau die Songs geschrieben, die wir für ein Album brauchten, jetzt hatten wir Material für vier oder fünf Platten. Wir haben unglaublich viel ausprobiert und sind dabei ziemlich tief in den Wald hineingegangen!“

Um sich bei den über 50 Songs, die zur Verfügung standen, nicht zu verzetteln, wählte die Band einen eher kontraproduktiv erscheinenden Ansatz: Sie lud fünf verschiedene Produzenten ein, darunter Größen wie Dan The Automator, David Holmes und den bereits erprobten Steve Jordan, und gab ihnen bei der Songauswahl ein Mitspracherecht. So reicht das Spektrum auf „Damage“ von rumpelnden Rocksongs wie „Burn It Of“ über knarzende Soulnummern („Spoiled“) bis zum Electro-Punk von „Fed Up And Low Down“. Der Track entstand als Zusammenarbeit mit HipHop-AUroundtalent DJ Shadow. „Er ist einer der wenigen, auf die wir zugehen mussten. Es hat uns eine Menge Zeit und viele Anrufe gekostet, das möglich zu machen“, erzählt Spencer mit ungewohnter Begeisterung. Simins fügt hinzu: „Shadow bei der Arbeit zuzusehen, war faszinierend. Wie er es schafft, programmierte Musik würdevoll und lebendig klingen zu lassen, ist sehr beeindruckend!“

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates