Die lange Spur im Sand
Mark Lanegan, musikalischer Handlungsreisender in der Moiave-Wüste, und sein Kommunen-Album
Rauhe Gesellen sind das, die da in und um Joshua Tree seit einigen Jahren eine sehr kreative Künstlerkommune bilden: Josh Homme, Nick Oliveri, Chris Goss, alle Ex-Kyuss und zumindest vorübergehende Queens Of The Stone Age, gelegentlich auch der Twilight Singer Greg Dulli, alles Männer, die in der Wüste ein treffliches Äußeres fürs eigene Lebensgefiihl erkennen und in Gesprächen sandig mit Worten knausern.
Auch Mark Lanegan hat hier nach der ersten Karriere in Seattle sein künstlerisches Zuhause gefunden. Nach den ersten paar Soloplatten war es zunächst Josh Homme, der in dem ehemaligen Sänger der Screaming Trees einen guten Gehilfen für seine Stone Age-Band erkannte, und seitdem wird Mark Lanegan in dieser und in allen benachbarten Szenen oft weiterempfohlen – sogar den reformierten MC5 sollte er bei der laufenden „Welttournee als Frontmann aushelfen. Allein, Lanegan reicht’s mit der Leihmusik. „Ich habe immer gesagt, dass ich in erster Linie meine Solokarriere im Auge habe“, grenzt er sich leicht gereizt ab, „auch bei den Queens war ich nie der einzige Sänger und auch nie ein im strengen Sinn festes Bandmitglied.“
Nun gäbe es bestimmt viel zu berichten vom Status Quo der QOTSA. Während der letzten Australien-Tournee verkündete Nick Oliveri recht lautstark seinen Ausstieg, und auch Lanegan hat – zumindest bis zur nächsten Platte genug. Wer Genaues wissen will, muss aber Homme selbst fragen – dass man sich über Internes wie Prügeleien und sonst welche Exzesse öffentlich besser ausschweigt, hat Lanegan schon bei den Screaming Trees gelernt, die sich ja auch nicht immer so gut verstanden.
Bliebt „Bubblegum“, das neue Album der Mark Lanegan Band. Es sei, finden die Wüstenkollegen einstimmig, die beste von Lanegans sechs Soloplatten, sie preisen die vielschichtige Produktion sowie das klischeefreie, intravenöse Songwriting. „Es ist mein bestes Album bisher“, bestätigt Lanegan, „früher ist vieles eher so nebenbei entstanden, dieses Mal hatte ich Zeit Und ein Konzept, ein Gefühl, an dem entlang sich die Songs entwickelt haben.“
Lanegan, der nun schon seit einigen Jahren sowohl äußerlich als auch musikalisch an der Annäherung an Tom Waits arbeitet, bat sich diesmal noch mehr Freunde an die Seite als sonst: Neben den schon genannten Homme, Oliveri, Goss und Dulli helfen Polly Harvey, Dean Ween sowie – ausgerechnet! – Izzy Stradlin und Duff McKagan, den kaputten Blues und introvertiert kratzigen Psychedelik-Folk von „Bubblegum“ umzusetzen.
„Ich glaube, auf meinen Platten hat noch nie jemand einen Ton gespielt oder gesungen, den ich nicht als Freund bezeichnen würde“, sagt Lanegan, „ich treffe da keine musikalische Auswahl es spielt immer der, der gerade verfügbar ist“ So macht man das in Kommunen.