Unsere Band, euer Leben
Die Wiedervereinigung von Mission Of Burma ist das erfreulichste Post-Punk-Ereignis des Jahres
Mit weniger als zwei Dutzend Songs und einem einzigen Album wurden Mission Of Burma vor mehr als 20 Jahren zur Legende im Bostoner Rock-Untergrund – zwei Jahrzehnte nach ihrer Trennung machen Clint Conley, Peter Prescott und Roger Miller überraschend doch gemeinsam weiter. Nachdem Michael Azerrad ihnen in seinem Buch „Our Band Could Be Your Life“ ein Kapitel widmete und die Wiedervereinigung von Wire so ermutigende Ergebnisse gezeigt hatte, spielten die drei (mit Neuzugang Bob Weston von Shellac) 22 Jahre nach dem Post-Punk-Meilenstein „Vs.“ nun das zweite Mission Of Burma-Album „ONoffON“ ein.
„Ich sagte mir: Es passiert sowieso irgendwann, dann doch besser jetzt, bevor es später nur noch peinlich wird“, erklärt Conley lachend die Hintergründe der Reunion, die alles, nur nicht nostalgisch sein soll. Dass Burma nie besonders stark mit einer bestimmten Epoche assoziiert wurden, sehen die Musiker heute als Glücksfall, obwohl ihnen damals nicht immer zum Lachen zumute war.,,Für uns ist es etwas völlig Neues, dass sich jemand für uns interessiert. Wir hatten zwar auch damals einige treue Anhänger, aber selbst in Punk-Zirkeln interessierte sich nur eine verschwindend geringe Minderheit für uns“, sagt Conley, und Prescott ergänzt: „Wir sitzen heute immer noch zwischen allen Stühlen, allerdings fühlen wir uns jetzt wohl dabei!“ Denn wenngleich sich die Band ohne Zweifel weiterentwickelt hat – die energetische Musik stützt sich auch 20 Jahre später noch auf die gleichen Grundpfeiler.
„Unsere Herangehensweise bei Songwriting, Arrangements und Aufnahmen hat sich nicht geändert. Bei Bands mit einem echten Anführer ist das vermutlich anders, wir dagegen sind mit drei Songschreibern unkontrollierbar.“ Und genau das kann dazu führen, dass ein zweites Album jahrzehntelang auf sich warten lässt „Besser kann man das Zweite-Album-Syndrom nicht umgehen“, lacht Prescott. „Unsere nächste Platte ist dann 2026 fällig! Ich denke mal, sie wird etwas ruhiger ausfallen.“
Sieht so die offizielle Planung aus? „Es gibt keinerlei Plan“, erwidert Conley grinsend. „Dieses Szenario ist ebenso denkbar wie jedes andere!“