F.S.K. – Berlin, Roter Salon
Früher spielten die musikalischen Zwischengänger F.S.K. Country ohne Cowboyhut, heute Tanzmusik ohne Rausch
In einem Wort hingeschrieben wirkt die Zeitspanne noch imposanter: Fast ein Vierteljahrhundert sind F.S.K. nun mit dabei. Zu Wave-Tagen als Kunstprojekt eher aus Versehen zur Band geworden, dann auf fast jeder Diskursdisko mitgetanzt. Vom wirklichen Erfolg aber wurden F.S.K. immer verschont, so dass ihr Anführer Thomas Meinecke beim Blick in den überschaubaren Roten Salon kokett anmerken konnte: „4 000 unserer Fans sind heute bei Kraftwerk.“
F.S.K. sind natürlich weitaus variabler als die Elektronikervorzeigeinnung. Ihr Schlingerkurs führte sie von zickiger Welle über Polka bis zum handgeschabten Techno. Auf dem aktuellen Album „First Take Then Shake“ haben sie den vermehrt wieder mit ihren vertrackten Liedern angereichert, diesen Moritaten aus dem faszinierenden Buch der Popgeschichte, die Michaela Melian wie eine freundliche Nico singt. Von alten Jazzplatten ist zu hören oder von der Tochter von Nastassja Kinski und Quincy Jones. Wo Pop eben überall hinwuchert, dessen überreiche Fülle F.S.K. dann in einer Art strategischem Fantum bewältigen. Alles verweist rundherum auf ein Weiteres. Postrock wird mit Kraut-Attitüde verstöpselt, Steelguitar und Squaredance-Funk passen zu House. überall Relaisstationen, Bezugnahmen. Gar nicht auszuhalten wäre es, wenn die von F.S.K. jetzt auch noch ausgefuchste Musikanten wären. Sind sie nicht. Erstaunlich viele Lieder aus dem Frühwerk spielen F.S.K., was in einem Städtchen, in dem Mia gehypt werden, nun wirklich nicht schaden kann. Immer wieder schön, das alte Motto zu hören: „Move ahead and your ass will follow.“ Ist überhaupt das Prinzip F.S.K.: mit dem Kopf voran, die Motorik kommt schon hinterher.