Sportfreunde Stiller
Die Münchener Helden des lebensbejahenden Indie-Rock stellen sich den Vorwürfen ihrer Kritiker
Sie sind die Wonneproppen des deutschen Indie-Rock und befestigen diesen Ruf dieser Tage mit ihrem dritten Album „Burli“ und einer sicherlich triumphalen Tournee. Die Sportfreunde Stiller aus München, Flo Weber (Schlagzeug), Peter Brugger (Gesang, Gitarre) und Rüdiger Linhof (Bass. im Foto v.l.), haben sich mit ihren Songs übers Zusammenhalten und positive Denken aber nicht nur Freunde gemacht – es war Zeit, die Band mit allen Vorwürfen zu konfrontieren. Natürlich nur zum Spaß und sehr, sehr nett Okay, erster Vorwurf. Auf eurer neuen Platte singt ihr wieder Sachen wie: „Wir sind an Freundlichkeit unterernährt!“ Von so viel Menscheln und Gelächel kann einem doch das Messer in der Tasche aufgehen. PETER: Ja, ich glaub auch, dass viele Leute ein Problem damit haben, dass wir vielleicht zu sehr auf so Gefühlsdingen rumreiten. Das kann ich total nachvollziehen, dass viele das gar nicht haben können und uns dafür hassen.
Warum seid ihr denn so? FLO: Weil wir halt von viel mehr Leuten Lob und Zuspruch bekommen, was unsere Texte betrifft. Mir ist es wichtiger, wenn einer sagt: Dieses und jenes Lied hat mir geholfen, einen Freund zu finden, als irgendeinem Kritiker einen Gefallen zu tun. RÜDE: Das ist ja auch kein Konzept, das ist halt unser Charakter. Mir zum Beispiel ist es wichtig, immer positive Seiten zu sehen und nicht die Weltlage für meine schlechte Laune verantwortlich zu machen.
In eurem Lied „Ein Kompliment“ vergleicht ihr die Geliebte mit einer Chillout-Area und der Supermarkt-Süßwarenabteilung. Schreckt man eine Frau mit solchen Komplimenten nicht eher ab? PETER: Nein. Wir haben von vielen Leuten gehört, für die das Lied eine ganz wichtige Rolle gespielt hat beim Kennenlernen. Komplimente sollen ja auch lustig sein! Ich würde kotzen, wenn mir jemand erzählen würde™ mir fällt grad nichts ein… FLO: Vielleicht: „Du hast so wunderschöne Haare, Peter!“ PETER: Genau.
Bei euch wird in Texten und Erscheinungsbild die Kameradschaft, das Fußballvereinsmäßige betont. Viele Menschen meiden das wie die Pest, dieses Vereinsmeierische. FLO: Ich war in drei verschiedenen Fußballvereinen. Gerade das Vereinsmeierische hat mich innerlich dazu gezwungen, damit aufzuhören. Ich würde uns auch gar nicht als Verein sehen, uns prägt eine Freundschaft, bei Peter und mir seit zehn Jahren. Und ich wüsste in keinster Weise, warum ich mich für unsere Freundschaft, die wir nach außen hin ausleben, entschuldigen sollte.
Im neuen Stück „Frühling“ heißt es: „Man kann nicht nur traurige Lieder singen.“ Ihr tut das aber nie. PETER: Eines unserer ersten Lieder, „Wunderbaren Jahren“, hat schon sowas Trauriges, da geht es um die vergangene Jugend, um Möglichkeiten, die man verpasst hat Aber, und da gebe ich dir recht, bei uns gibt es halt meistens eine gute Wendung, einen positiven Blick nach vorn. Im Winter fallen mir viele traurige Sachen ein, und dann wendet sich immer alles.
Weil der Frühling kommt? PETER: Weil der Frühling kommt.
Gibt es denn niemanden, den ihr hasst, weil ihr ihn zu nett findet? Peter: Ich hab gleich an Patrick Lindner gedacht, aber der ist doch ein wahnsinnig schöner Mensch (lacht). RÜDE: Man muss echt unterscheiden zwischen Schleimigkeit und einem respektvollen Umgang miteinander. Ich selbst versuche einfach, die Leute so zu behandeln, wie ich auch behandelt werden will. Das hat nichts mit Naivität zu tun! Hast du es denn lieber, wenn man dich anpisst in einem Interview?
Nein. RÜDE: Nur, weil das hier so…
Peter: Das ist doch das Konzept! RÜDE: Schon klar, aber ich finde das so nebensächlich, die Art des persönlichen Umgangs zum Hauptthema eines Interviews zu machen.
Davon handelt doch eure Musik. Viele trauen euch ja gar nicht zu, dass es irgendeine Distanz zwischen euch und euren Texten gibt. FLO: Umso besser. Das bestätigt, dass wir ehrliche und aus dem Bauch heraus gemachte Musik spielen. Wir sehen keinen Anlass, uns blöd aufzuführen, nur weil wir Rockmusik machen. Den Wasserhahn laufen lassen oder so. PETER: Hättest du nicht noch einen schönen Vorwurf?
Na gut: Auf „Burli“ beginnt ein Lied mit einem lauten Rülpser. Ist das nicht ungeheuer geschmacklos? Flo: Das ist sowas Ehrliches aus dem Bauch heraus. Aus Rüdigers Bauch. Peter: Die Intensität dieses Aufstoßens bringt mich immer zum Lachen. Deshalb freu ich mich da drüber.