„Jahresrückblick 2003 – August: „Don’t Look Back Into The Sun“
Der Song zur biblischsten Pop-Erzählung des Jahres: Das erste Album der LIBERTINES hatte wie eine der singulären großen Platten gerochen, nach denen nichts Gescheites mehr kommt, aber mit dieser Single setzten sie eins drauf. Power-Pop aus dem Märchenbuch, ein Ohrwurm mit Muskeln, Händeklatschen und Schluckauf. Sänger Pete Doherty hatte noch mehr versprochen, und als die Libertines im Sommer nach Deutschland kamen, war Pete nicht dabei. Weg.
Der intelligente, versponnene Libertine hatte in London schon mehrere Polizei-Razzien provoziert, als er in seiner Wohnung öffentliche Konzerte gespielt hatte. Weil die Libertines sich als kompetente Mythen-Erzähler bewiesen hatten, wirkten News über die dramatische Zuspitzung wie gute Gags: Rausschmiss aus der Band durch Co-Chef Carl Barät, Gründung einer Gegengruppe, die auch Libertines hieß, nächtlicher Einbruch bei Barät, Verhaftung, Gefängnis. Große Drogenbeichte im „NME“, der wie eine echte Boulevardzeitung agierte und nach der Begnadigung Petes (im Bild links) Carl ans Gefängnistor schickte, um den verlorenen Sohn zu empfangen. Das zweite Album muss unglaublich werden.