„Jahresrückblick 2003 – Juli: „Bad Day“
Es ist Sommer, und R.E.M. spielen auf den schönsten Plätzen Europas, einfach so. Es gibt (leider) kein neues Album, und ihr „Best Of“ wird erst im Oktober erscheinen, aber solche Kleinigkeiten halten die Band nicht ab, vor Zehntausenden die vielleicht imposantesten Shows ihrer Karriere zu geben. Vor Schloss Schönbrunn, am Piazza Grande zu Locarno, auf dem Münchner Königsplatz. Dort spielen sie auch die neue Single „Bad Day“ – und wundern sich selbst, warum ein Song, den sie Mitte der 80er Jahre schrieben, auf einmal wieder so aktuell ist. Es ist einer der wenigen Momente, in denen sich auch bei Michael Stipe ein bisschen Zynismus einzuschleichen scheint. Auf jeden Fall wirkt er jedes Mal sehr angefressen, wenn er die schwungvollen Zeilen singt: „We’re sick of being jerked around/ Wear that on your sleeve/ Broadcast me a joyf ul noise unto the times, lord/ Count your blessings…/ The lights went out, the oil ran dry/ We blamed it on the other guy/ Sure, all men are created equal…“ Die Kritik an den unkritischen amerikanischen Medien sitzt, aber der Videoclip dazu gerät erstaunlich lustig. R.E.M. werden zum „Morning Team“: Stipe als pseudoseriöser Nachrichtensprecher, Bück als bebrillter Experte, Mills als bedauernswerter Wettermann. Am Ende geht alles schief, aber das ist bei aller Frustration gar nicht die Vision, die R.E.M. für diese Welt haben: Im Grunde, erzählt Stipe gern, sei er ein unverbesserlicher Optimist. Und ein Patriot. Irgendwie.