Die schwedische Songschreiberin Ane Brun will vor allem eines: unabhängig bleiben

Ane Brun, sie gibt das gerne zu, liegt sehr an der eigenen Unabhängigkeit. „Ich habe dieses Gutes-Mädchen-Syndrom; ich muss alles alleine hinkriegen“, erklärt sie mit leicht ironischem Lächeln. „Das ist wohl eine Art Grundsatz in meinem Leben: Alles muss so laufen, wie ich es haben möchte, oder es läuft gar nicht.“ Entsprechend liest sich die Biografie der norwegischen Sängerin und Gitarristin: Dem relativ späten Entschluss zur musikalischen Karriere mit 21 Jahren folgt ein mehrmonatiger Aufenthalt in Barcelona und San Sebastian, wo sich Ane mit Hilfe der elterlichen Gitarre als Straßenmusikerin durchschlägt. Zurück in Skandinavien, schreibt Ane in ihrem neuen Wohnsitz Stockholm ein paar eigene Lieder und gründet ganz dem Vorbild Ani DiFranco folgend – mit Det-ErMine Records ein eigenes Label, auf dem sie einige Zeit später ihr (selbst produziertes) Debütalbum, „Spending Time With Morgan“ veröffentlicht. Learning on the Job, Ane Brun weiß, was das bedeutet. „Ich habe mich in all den schlaflosen Nächten oft genug gefragt, warum ich mir das antue“, konzediert sie freimütig, „aber wenn es andere Leute für mich machen würden, hätte ich ständig Angst, faul zu werden und die Kontrolle über meine kreative Arbeit zu verlieren.“

Eine andere starke Frau mit ähnlicher Gesinnung steht auf Anes nun auch in Resteuropa käuflichem Album Pate für diese kreative Arbeit: In manchem akustisch gezupften Song erkennt man neben Verweisen auf die männlichen Kollegen Harper, Drake und Buckley jr., das Frühwerk der Joni Mitchell, erkennt das Suchen nach nicht bloß standardisierten Harmonien und einer Stimme, die vor der Blöße der eigenen Seele nicht zurückschreckt. „Das strenge Prinzip der ersten Jahre war, auf keinen Fall über Liebe zu schreiben“, schmunzelt Ane über die eigenen Ideale, „aber wenn ich mir jetzt die Platte anhöre, singe ich über fast nichts anderes – ich habe am Ende der Studiozeit die Songs ausgesucht, in denen ich etwas von dem preisgebe, was mich wirklich bewegt. Und das scheinen wohl momentan Liebesdinge zu sein.“ überhaupt wundert sich Ane, wie demaskierend ihr Erstlingswerk geworden ist. „Es ist schon komisch: Mein Tagebuch zum Beispiel lüge ich an, um die Wahrheit ein bisschen schöner aussehen zu lassen, während ich in meinen Songs schonungslos ehrlich bin. Irgendwie verkehrt herum, oder!?“

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