The Kills sehen den White Stripes ähnlich und mögen die frühe PJ Harvey
Oh nein, ganz ausgestanden ist die Sache noch nicht: Die Band, die heute aufs Zimmer bittet, nennt sich The Kills und besteht aus genau zwei Leuten: einer zierlichen, im direkten Gespräch aulfallend schüchternen Frau, die Alison Mosshart heißen soll, aber VV gerufen werden möchte und einem gelangweilten, nichtsdestotrotz beredtem Herrn, der leicht als Fan verschiedenster Rockbands zu identifizieren ist und der Einfachheit halber den schönen Namen Hotel trägt. Man könnte W und Hotel nun glatt aus letzterem jagen und stattdessen Meg und Jack White auf den Sitzgelegenheiten platzieren – der durchschnittliche Handlungsreisende würde es vermutlich gar nicht merken.
„Keep On Your Mean Side“ lautet der Titel des ersten Kills-Albums, und stellt man sich absichtlich blöd, ergibt sich eine Frage wie von selbst: Garagenrock – Kompliment oder Beleidigung? Hotel schaut leicht verdrießlich und beginnt, lässig zu dozieren: „Beleidigung, schätze ich. Wir benutzen ein Metronom, einen Drumcomputer, und in einer Garage haben wir auch noch nie gespielt. Die Art und Weise, wie Gitarre und Schlagzeug im Garagenrock benutzt werden, hat mit unserem Arbeitsprozess einfach nichts zu tun.“ Und keine Frage: Hört man VV im knochentrockenen „Superstition“ singen, denkt man auch viel eher an die „4-Track-Demos“ von PJ Harvey. Wie sieht es denn damit aus? „PJ Harvey ist natürlich ein Kompliment“, (reut man sich gemeinsam, „ihre frühen Sachen sind ein großer Einfluss für uns gewesen“.
Ach ja, wie alles begann: VV lebte in einer billigen Wohnung irgendwo in Florida, der Brite Hotel in London. Dort traf man sich zufällig, sprach über Royal Trux und The Velvet Underground, beschloss schließlich, gemeinsam Musik zu machen. „Nachdem wir uns über ein halbes Jahr lang Tapes hin- und hergeschickt haben“, berichtet Hotel, „hatte VV die Schnauze voll. Sie hat mich dann angerufen und nur gemeint: Ich zieh nach England, bin schon unterwegs“.