Wer Dan Bern als allzu sorglosen Kopisten abtut, der unterschätzt seine Song-Kunst gewaltig

Dan Bern, die Maschine, die Faschisten tötet und andauernd auf Tour ist. Kaum eine wunderbare, zugleich wunderliche Geschichte, die er noch nicht erzählt hat: die von Tiger Woods, die von Charles „Krautmeyer“ Manson oder die von Joe van Gogh. „Fleeting Days “ ist – wer hätte das gemerkt – schon die fünfte Dan Bern-LP, und es ist jene mit der „Swastika EP“ als Dreingabe, ein kleines Doppelalbum also.

Die „Swastika EP“ sollte ursprünglich separat erscheinen, das Cover hätte ein Hakenkreuz geziert. Diesem uralten religiösen Symbol, dass die Nazis sich unter den Nagel rissen, wollte Dan jüdischer Herkunft und mit der großartigen Backing-Band The International Jewish Banking Conspiracy in der Hinterhand, seine ursprüngliche Bedeutung zurückgeben. Natürlich wurde das Cover in Deutschland verboten, und Bern (der schmunzelnd erzählt, er hätte die Sache lieber vor Gericht ausgefochten) hat gleich wieder eine Anekdote parat, die erklärt, wie er auf die Sache mit dem Hakenkreuz kam: „In den Sechzigern gab es den schwarzen, ziemlich politischen Comedian Dick Gregory, der eine Autobiografie namens ‚Nigger‘ schrieb. Im Vorwort betonte er ausdrücklich, dass wann immer man in der Zukunft den Ausdruck ‚Nigger‘ benutze, nur noch sein Buch damit gemeint sein solle und nichts anderes. So kam ich zu der Analogie mit dem Hakenkreuz.“ Bern lebt in New Mexico, hält sich aber gerade in Colorado auf, von wo aus es wieder einmal auf eine Nonstop-Tournee gehen soll. „Das Auftreten ist Teil meines Lebens“, sagt Bern lakonisch. Man muss an Dylan denken, wie so oft, wenn Bern die Silben langzieht wie im „Talkin‘ Al Kida Blues“, das halsstarrige Dylanologen für einen schlechten Witz halten könnten. Überhaupt, die neuen, vorzüglichen Songs-Jane“ und „Eva“: Costello. „Baby Bye Bye“: Springsteen 1973.

Nur die besten Vorbilder, doch wie reagieren auf Plagiatsvorwürfe? „Ich glaube, ich habe die Platten dieser Künstler so oft gehört, dass so etwas einfach aus mir herauskommt, wenn ich meine eigenen Songs schreibe. Wenn mich jemand deswegen nicht mag, kann ich ihm nicht böse sein. Natürlich ärgern mich die Vergleiche, aber ich schere mich schon lang nicht mehr drum. Ich singe, wie ich singe.“ Sing the Talkin‘ Woody, Bob, Bruce & Dan Blues!

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