The Wedding Present – Ukrainian Peel Sessions

Die legendären, halb ernsten Folklore-Aufnahmen von 1991

Die Erben der Smiths, die stilgerechte Verlängerung Morrisseys. Diesen und anderen Humbug schrieb die britische Fachpresse gern über The Wedding Present. Das Debüt „George Best hatte die Band über Nacht zu den neuen Kritikerlieblingen auf der Insel gemacht Die Merkmale einer solchen Kritikerband: großartige Songs mit verklausulierter Lyrik, die nicht allzu üppige Umsatzzahlen auslösen.

Natürlich hatten Songwriter David Gedge und seine Kollegen stets eine kleine, aber durchaus treue Hörerschaft. Die auch jene zwölf Singles kauften, welche die Gruppe im Jahre 1992 in penibler monatlicher Abfolge veröffentlichte. Dessen ungeachtet rühmte sich Gedge lieber damit, das Label RCA (und später auch Island) bis zu seinem Rausschmiss im Namen der Kunst liebevoll ausgenutzt zu haben. Übel nahm ihm das freilich niemand.

Auch die BBC-Legende John Peel erwärmte sich schnell für die Musiker und lud prompt zu zahlreichen „Peel Sessions“. Zunächst eher aus Spaß nahmen The Wedding Present in diesem Rahmen zwischen 1986 und 1989 traditionelle ukrainische Folksongs auf. Allerdings wurde das Material mitnichten in die bekannten Indie-Rock-Strukturen der „Weddoes“ eingepasst, sondern traditionell, und, man muss es sagen, mit gehörig viel Feuer unterm Arsch gespielt. Live, ohne nachträgliche Overdubs und spürbar emphatisch. Die Instrumentierung sorgte für Freude: Im Vordergrund standen eine Längsflöte, Balalaika, Mandoline und das treibende Schlagwerk, nur selten dominierten die Gitarren. Fiesta Ukrainiana.

Schade ist allein, dass die Neuauflage nicht noch um einige grandiosen Aufnahmen des Nebenprojekts The Ukrainians erweitert wurde. Deren EP „Pisni Iz The Smiths“ enthielt ironischerweise tatsächlich vier Smiths-Titel in ukrainischer Sprache und munterer Neuinterpretation. Die Scherben der Erben, sie glänzten hier ohne polternden Klamauk.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates