HiTech-Toys: Bye bye CD? DVD-Audio und SACD werden immer preisgünstiger
Die Musikindustrie macht kein Geheimnis daraus: Die CD, der erfolgreichste Tonträger aller Zeiten, hat den Höherpunkt ihrer Karriere überschritten, ein Nachfolgesystem ist gefragt. Fatalerweise treten gleich zwei neue Tbnträgervarianten an, den silbernen Rundling zu beerben die von Sony und Philips entwickelte SACD und die vom Rest der Elektronik-Welt unterstützte HiFi-Variante der DVD-Familie, die DVD-Audio. Beide Formate speichern die Musik mit enorm hohen Datenraten, also in wesentlich höherer Qualität als die CD, und sie können sowohl Stereo- als auch Mehrkanal-Musikprogramme anbieten. Die DVD-Audio profiliert sich darüber hinaus als verkable Multimedia-Plattform, die ohne den Bildschirm kaum auskommt- Die Scheibe bietet Navigationsmenüs, Texte, Standbilder und zumeist auch Videosequenzen mit Mehrkanal-Sound in Dolby Digital oder DTS, die sich auf jedem normalen DVD-Video-Player abspielen lassen. Die DVD-Audio ist also vielseitiger als die auf nur auf Musikwiedergabe gezüchtete SACD. Der Format-Wettbewerb hat den Start der neuen Medien nicht eben erleichtert: Seit über zwei Jahren machen die neuen Scheiben von sich reden, doch das Geschäft mit ihnen kam bisher nicht so recht in Schwung. Das soll sich nun ändern. Sony etwa hat seine ursprüngliche Politik, die SACD-Technik nur reinrassigen High-End-Gerätschaften vorzubehalten, längst aufgegeben. Inzwischen baut der Hersteller SACD-Laufwerke samt Mehrkanal-Elektronik sogar in sehr irdische Komplettanlagen ein, z.B. in das lediglich 1300 Euro kostende Multimedia-Set DHC-FL7 DVD, das sogar zusätzlich noch Video-DVDs abspielen kann (siehe großes Bild oben).
Immer mehr Hersteller bieten darüberhinaus Kombi-Geräte an, die sowohl die SACD als auch die DVD-Audio wiedergeben. Onkyo hat gerade seinen brandneuen Nobelplayer DV-SP800 (um 2000 Euro) vorgestellt, der mit beiden Digitalformaten zurechtkommt. Und Pioneer hat den Digital-Generalisten DV-656A im Programm, der mit seinem Kaufpreis von 570 Euro einen weiteren Trend markiert: Selbst hochgezüchtete High-Tech-Geräte werden so auch für den kleinen Geldbeutel relativ erschwinglich.
Aber auch die reinrassigen DVD-Audio-Player werden immer interessanter. Diese Geräte sind, technisch betrachtet, nichts anderes als die hinlänglich bekannten DVD-Spieler mit einigen zusätzlichen Chips zur Verarbeitung der hochauflösenden Audio-Signale. Jede DVD-Audio-Maschine taugt hiermit also dann auch als Heimkino-Player. Schöner Nebeneffekt: Abspielgeräte für die DVD-Audio sind bereits zu ausgesprochen attraktiven Preisen zu haben, wie zum Beispiel das superflache Modell DVD-RA82 von Panasonic, das gerade mal 300 Euro kostet. Mit seinem jüngsten Modell, dem mobilen DVD-Audio-Player CQ-DVR909, holt Panasonic das neue Medium sogar ins Auto.
Das Musik-Angebot auf den neuen Tonträgern lohnt allmählich den Einstieg in die Hardware. Schon seit Monaten kann die SACD-Fraktion auf einen Hunderte von Einspielungen umfassenden Titelkatalog verweisen. Dominierten hier anfangs reine Stereo-Aufnahmen in hoher Auflösung, so kommen mittlerweile auch immer mehr Multikanal-Titel hinzu. Das DVD-Audio-Lager setzt nun zur Aufholjagd an: Bisher erschienen immerhin über 440 DVD-Audio-Titel auf mehr als 30 Labels. 70 davon hat allein Warner, der wichtigste DVD-Audio-Anbieter, beigesteuert. Neben audiophilen Produktionen mit klassischem oder ziemlich exotischem Repertoire gibt es auch immer mehr Pop-Titel. Hier findet die härtere Fraktion mit Metallica und Linkin Park ebenso etwas Passendes wie die Fans softer Töne (etwa The Corrs). Auch Crowded House, Missy Elliot, R.E.M oder Alanis Morissette sind mittlerweile auf DVD-Audio zu haben.
Und immer häufiger veröffentlichen die Plattenfirmen anspruchsvolle DVD-Audio-Produktionen gleich nach der CD-Version. So startete etwa das neue Westernhagen-Album „In den Wahnsinn“ bereits am 25. November auf DVD-Audio – also gerade mal zwei Wochen später als die klassische Silberscheibe.