Tracy Chapman – Kaum mehr als ein Flüstern
Das Klischee stimmt: Tracy Chapman ist unsicher und mag es auch gern etwas leiser
Sicher: Das Interesse an neuer Musik von Tracy Chapman ist kein übermäßig großes mehr. Wer den Namen kennt, denkt meist an die Hits der frühen Tage, an einen zumal, und die dazugehörige Zeit liegt weit über eine Dekade zurück. Da mag nun mancher im letztjährigen Best-Of-Album, „Collection“, einen Nachruf erkannt haben, und sieben Millionen Menschen, sagt die Plattenfirma, haben weltweit zum Abschied gewinkt. Diejenigen, die noch hingehört haben bei Alben wie „Telling Stories“, bemängeln den immer gleichen, natürlich irgendwie anachronistischen Street-Folk der Chapman und nennen sie dann ein Relikt. Komm, Tracy, erzähl uns was, wir werden hören. „Ich habe für die Vorbereitung der neuen Platte bei mir zu Hause ein kleines Studio eingerichtet – bloß ein Mehrspurrekorder und ein bisschen zusätzliche Technik, die ich in eine alte Besenkammer quetsche, aber irgendwie hat diese Vorbereitung dazu geführt, bei diesem Album genauer zu wissen, was ich will, und mich den Stücken näher zu fühlen.“ Tracy Chapman sitzt in der Suite eines Hamburger Hotels und fühlt sich offensichtlich nicht ganz wohl in ihrer Haut. Der Jetlag sowie eine recht lange Nacht in einer Bayernkneipe nebenan machen ihr zu schaffen, und am extrem leisen Sprechen sei eine Infektion im Hals schuld, entschuldigt sie sich, aber die ganze Wahrheit ist das nicht. Tracy tut sich schwer mit Interviews, mit plakativem Reden insgesamt, und alle Antworten scheinen ihr hoch suspekt, weil immer unzulänglich. Entsprechend das Briefing im Vorfeld: Nur über Musik sprechen bitte, alles andere ist schwierig und also in der Tendenz tabu.
Gern – reden wir über Musik. „Wir haben in einem uralten Studio außerhalb von San Francisco aufgenommen. Fleetwood Mac haben hier aufgenommen und Jefferson Airplane, und das ganze alte Equipment stand noch da. Das war ein tolles Ambiente“. Chapman hat für ihr sechstes Werk, „Let It Rain“, John Parish (PJ Harvey, Eels, Sparklehorse) an ihre Seite gebeten, und dazu gesellten sich der Trommler Joey Waronker und Patrick Warren an den Keyboards. „Wir waren da draußen in der Wüste und entwickelten schnell eine intime Familienatmosphäre“, so Chapman, „und diese Intimität ist, hoffe ich, auf der Platte.“
Durchaus: Auf „Let It Rain “ dekonstruiert Chapman ihre bescheidenen Lieder noch weiter als bisher – und manchmal bleibt kaum mehr als ein Flüstern.