folk-skurrilitäten aus new york
Das werden unterhaltsame Abende werden: Jacob Golden und Jeffrey Lewis hintereinander auf einer Bühne. Ein größerer Gegensatz ist kaum vorstellbar. Golden, der zusammen mit David Kosten von Faultline auf seinem ersten Album „Hallelujah World“ opulente Elektro-Folk-Hymnen vorlegt, und Lewis, der seine Songs ab und zu auch schon mal in ein Diktiergerät oder einen Kassettenrekorder singt Eine größere Produktion sei für die wenigen Platten, die er verkaufe, ein zu großer Aufwand, sagt er. So schlug er gar das Angebot der Plattenfirma aus, sein erstes Album zusammen mit David Lowery, ehemals Camper van Beethoven, heute Cracker aufzunehmen.
Lewis stammt aus New York und bildet sein Leben in äußerst komischen Comic-Stories und Folksongs ab. Seine Texte bestehen aus Gesprächsfetzen, Beatnik-Fantasien und der Schilderung alltäglicher Skurrilitäten. So hat sein wohl schönstes Stück, „The Chelsea Hotel Oral Sex Song“, seinen Ausgangspunkt in einer zufällig aufgeschnappten Äußerung eines Touristen über Leonard Cohen. Dazu zwei Akkorde und fertig ist der Song. Enorm einfach, enorm wirkungsvoll. Mit seinem ersten Album „The Last Time I Did Acid I Went Insane And Other Favorites“ landete Jeffrey Lewis zumindest in unserer Redaktion einen heimlichen Hit.
Die Musik, die er spielt, nennt er Anti-Folk. Anti-Folk hat sich bei sogenannten open-mikesessions in New York als eine Gegenbewegung zum gelackten Folk entwickelt, wie er seit den 80er Jahren in den USA verstärkt gespielt wird. Folk mit Punk-Attitüde sozusagen. Neben den Songs seines Debütalbums wird Jeffrey Lewis auf deutschen Bühnen hoffentlich auch Kostbarkeiten wie „Complete History of Jeffs Sexual Conquests, VOL I“, „When I Was 4“ und das geschrummelte Strokes-Cover „Modern Times“ aufführen.