immer noch ein one man guy: DAN BERN ist ohne seine Band unterwegs. Und das ist gut so
Dan Bern ist, auch wenn sein neues, von Springsteen-Buddy Chuck Plotkin produziertes Album „New American iMmrunoe“ ein bisschen ¿P American Languaee“ ein bisschen milde und rockistisch ausgefallen ist, noch immer am besten, wenn er seine Sarkasmen zur Akustischen ins Mikro spuckt. Glücklicherweise hat er seine Band, The InternationalJewish Banking Conspiracy, an diesem Abend zu Hause gelassen und lässt sich nur manchmal auf einer zweiten Gitarre begleiten. Gleich zu Beginn ruft Bern sich in Jerusalem“ als Messias aus und lässt Bonmot auf Bonmot folgen: „So when I teil you diät I love you/ Don’t test my love/ Accept my love/ Don’t test my love/ ‚Cause maybe I don’t love you all that much*. Und wie noch so oft an diesem Abend muss man bei seinen Phrasierungen an Elvis Costello denken, dann wieder an eine dylansche Gitarren- oder Mundharmonikafigur. War das nicht gerade „It’s Alright, Ma“? Bern versucht gar nicht, diesen Vergleichen aus dem Weg zu gehen, nein, er beschwört sie und macht sich an einigen Stellen einen Spaß daraus, möglichst dylanesk zu nölen. Dass er bei all seinem Talent ein Außenseiter bleiben wird, ist auch Ausgangspunkt so manches Songs. Das Chelsea Hotel sei ein Ort, der dafür bekannt sei, dass dort viele Rockstars starben. Er aber habe dort ein Wochenende verbracht und sei zurückgekommen, um zu berichten, leitet er den Song „Chelsea Hotel“ ein. Jeder Song eine neue aberwitzige Geschichte. Es ist so, als hätte Bob Dylan seine ganze Karriere lang nur immer wieder neue Versionen von „I Shall Be Free“ geschrieben. Auf dem „AlaskaHighway“ treffen sich Eminem und Leonardo Di Caprio, und in der ersten Zugabe lässt Bern die Fab Four wieder auferstehen. Die Story: Yoko Ono stieg bei den Beatles ein, schrieb Songs mit Paul, John wurde nicht ermordet – und als Gastsänger treten Dylan, Elvis Costello, Neil Young und Bruce Springsteen auf. Die schönste Stelle: Ein Duett von Kurt Cobain und Paul McCartney – Cobain windet sich „I’m bleeeeeding, Fm bleeeeeding“, McCartney entgegnet in Anlehnung an seine „Silly Love Songs“: „And what’s wrong widi that/ I’d like to know/ Cause here I bleed again.“ Mit Dan Bern als Fremdenführer ist die manchmal so lächerliche Popwelt noch ein bisschen lächerlicher und gerade deshalb auch so schön. Alles, was er wisse, wisse er von seinem Vater, singt Bern, der wiederum wisse es von seinem Vater, und der habe völlig falsch gelegen. Nicht weiter schlimm, wenn der Großvater Loudon Wainwright III und der Vater Elvis Costello heißen. MAIK BRÜGGEMEYER