Unser „Darling des Monats: PHANTOM PLANET aus L.A. zelebrieren hemmungslos ihre britischen Wurzeln
Es ist kalt in Hamburg. Für die an viel kalifornische Sonne gewöhnten Musiker von Phantom Planet ein noch etwas ungewohntes Klima. Die Stimmung ist trotzdem bestens: „Wir waren erstmal ausgiebig shoppen“, freut sich Sänger und Gitarrist Alex Greenwald. „Gekauft habe ich zwar nichts, aber da war ein Weinladen, in dem ununterbrochen Songs von Built To Spill liefen. Dort bin ich eine lange Zeit geblieben. War prima.“
Mit Hilfe von Musik, die einen bewegt, wird auch die niedrig temperierte Hansestadt zur vorübergehenden Heimat. Die Band ist auf Stippvisite in Deutschland, um ihr demnächst erscheinendes zweites Album „The Guest“ vorzustellen. Phantom Planet machen, soviel sei zunächst schon mal verraten, einen Power-Pop, der sowohl von Elvis Costello als auch den Fläming Lips beeinflusst ist. Und sich noch dazu ur-britsch anhört. „Ich glaube, dass eigentlich viele Bands die gleichen musikalischen Roots haben“, sagt Greenwald dazu. „Die Beatles, die Stones – von denen hat ja wohl jeder mehr als eine Platte im Regal. Nur dass amerikanische Gruppen diese Musik komischerweise nicht immer angemessen honorieren. So gesehen sind wir wohl tatsächlich eine Art amerikanische Britpopper.“ Das wissen auch Travis zu schätzen, mit denen Phantom Planet ein paar Shows in San Francisco spielten. „Fran und die Jungs sind so nett. Sie haben uns extrem unterstützt und sind gar nicht eingebildet“, gibt sich der Sänger geschmeichelt.
Die Band gibt sich optimistisch. Auch etwas düster anmutende Lieder wie „Lonely Day“ werden mit munteren Handclaps und einer höchst fröhlichen Melodie versehen. „Bei unserer ersten Platte waren wir allerdings noch ziemlich traurig gestimmt und nur wenig optimistisch. Das ist diesmal glücklicherweise anders.“ Der Gemütswandel liegt freilich auch darin begründet, dass die Band inzwischen zu einer eingeschworenen Truppe zusammengewachsen ist. „Wir haben eine ausgiebige Tour gemacht, über ein halbes Jahr lang, und waren praktisch jeden Tag woanders. Zusammengepfercht in einem alten, verdammt kleinen Van. Da ist man ja praktisch miteinander verheiratet.“ Gingen sich die fünf Freunde bei aller Harmonie nicht doch irgendwann auf die Nerven? „Nein, nein“, wiegelt Greenwald ab, „wir kennen uns seit über acht Jahren und haben schon alles zusammen durchgemacht. So etwas verbindet und gibt starken Zusammenhalt.“
Einig ist sich das Quintett auch in der Ablehnung von aufgesetztem Glamour und vorgetäuschter Glückseligkeit. „Wishing Well“, das wohl schönste Stück der neuen Platte, behandelt Greenwoods Abneigung gegenüber Vergnügungsmeilen à la Las Vegas. „Wir waren mit ein paar Freunden dort. Ich war entsetzt. Die Menschen verspielen ihr schwer verdientes Geld, überall sind Prostituierte, die sich an jeden beliebigen Penner verkaufen müssen. Das kann doch kein Leben sein!“ Verstehen sich Phantom Planet also als Antipoden zu klischeehaften Posern ä la Kid Rock, die sich ja genau dieser Symbolik extensiv bedienen? „Wenn du es so sehen willst, ja. Wir versuchen eigentlich nur, ehrlich zu sein. Dieser widerliche Selbstbetrug ist nicht unser Ding.“
Angesprochen auf Mitchell Froom, der die neue Platte produziert hat, bessert sich Greenwalds Stimmung zusehends. „Seine Tochter war auf einem unserer Gigs. Sie sagte ihrem Vater, er solle sich unsere Songs mal anhören. Wir produzierten ein Demotape, und Mitchell war tatsächlich begeistert.“ Die Arbeit erwies sich als höchst fruchtbar. „Es ist irre, was er und Tchad Blake aus unseren Songs gemacht haben. Die setzen Akzente, auf die man einfach nicht selber kommt“ Akzente sollen nun auch live gesetzt werden. „Mal gucken, ob die Leute in Deutschland uns mögen“, lacht Greenwald. Er scheint noch nicht zu ahnen, dass seine Band sicher mit offenen Armen empfangen wird.