Comeback unterm Teppich: Mit neuer Band findet ALANIS MORISSETTE zu alter Form zurück
Alanis im Kölner Gloria, das ist ein Luxus – kaum 600 Leute passen in den rot getünchten Samtkasten in der Apostelstraße. In solch intimem Ambiente bekommt man den kanadischen Superstar ja sonst nicht zu sehen.
Überhaupt fallen alle Schranken. Nach der Wirrnis des zweiten Albums, nach Kunstkoller und Karriereschock rafft Alanis Morissette auf ihrem neuen Werk “ „Under Rug Swept“ alle losen Enden zusammen und hat offenbar wieder Spaß an der Musik, am Geschäft und wohl auch an sich selbst.
Zum Neuanfang gibt’s eine neue Band, fünf junge Burschen, die mit nacktem Oberkörper (Bass und Drums) und komischen Hüten (Keys) eher wie ein beseelt-wilder Alterna-Haufen wirken als ein Ensemble gediegener Mietmusikanten – auch das mag man als Rückkehr zu den Anfangen werten.
Der Konzertauftakt gelingt trotz des frischen Elans nicht so recht. „“All I Really Want“, „Right Through You“ und das neue „Narcissus“ – nicht eben harmonische Wundertüten – sind ohne all die himmelhoch getürmten Chöre und anderes studiotechnisches Beiwerk kaum mehr als zweidimensionalejams.
Auch Monssettes viele Worte tragen nicht zu klareren Konturen bei. Erst „“You Learn“ bricht den Bann: Sie lässt die Haare kreisen wie ein Helikopter, und die sechs auf der Bühne entkommen in einem enthusiastischen da Capo der Mühe mit dem noch unerprobten musikalischen Miteinander.
Danach ist alles gut. Neue Songs, vor allem das elegische „Flinch“ und die famose erste Single „“Hands Clean“, belegen auch im ruppigen, wenig dynamischen Live-Arrangement, dass Morissette zur Souveränität des ersten Albums zurückgefunden hat.
Der finstere Hard-Rock-Zyklop „“Uninvited“ wankt am Ende träge durch lauter archaische Harmonien. Einen Moment lang sind Morissette und ihre Begleiter ganz nah am großen Triumph -jetzt noch eines dieser indischen Orchester, die Welt stünde in Flammen. Stattdessen gibt’s mit „“Thank You“ und „“Ironie“ zwei obligate Zugaben. Köln kennt jedes Wort, Alanis lächelt und sagt zum fünften oder sechsten Mal, wie froh sie sei, wieder da zu sein. Wir glauben ihr das mal.