The Cure: Alt sind andere
Seine Entscheidung hat Robert Smith selbst überrascht: Zehn Jahre will er mit The Cure noch weitermachen
Er ist nicht so, wie man ihn sich vorgestellt hatte. Aber wie hatte man sich Robert Smith eigentlich vorgestellt? Introvertiert, schüchtern vielleicht, auf jeden Fall ein bisschen komisch. Und dann das: Charmant ist er, ausgesprochen witzig und recht normal. Bis auf das Make-up freilich, auf das der Kopf von The Cure auch tagsüber nicht verzichtet. Er sitzt in der Nachmittagssonne, um über die „Greatest Hits“ reden, die The Cure gerade widerwillig zusammengestellt haben – und hat einige ungewöhnliche Ansichten über die bisherige Karriere seiner Band. Die größten Hits. „Nach `Bloodflowers` war ich sicher, dass dies das Ende von The Cure ist. Dann haben wir für das ,Greatest Hits‘-Album die Songs noch mal in Akustik-Version eingespielt, und ich hatte noch nie so viel Spaß mit der Band. Warum also aufhören? Ich könnte mir inzwischen vorstellen, noch zehn Jahre mit The Cure weiterzumachen – und in 15 Jahren „Greatest Hits 2“ zu veröffentlichen.
Tatsächlich mag ich gar keine Greatest-Hits-Alben, und dieses hier war auch nicht unsere Idee. Die Plattenfirma wollte eins wohl auch, weil ich meinen Vertrag hatte auslaufen lassen, da bekamen sie Panik. Natürlich hätte ich Veto einlegen können, aber wozu? So hatte ich wenigstens Kontrolle darüber, was gemacht wird – wie die zusätzliche Akustik-CD.“
Die größte Herausforderung. „Ein simples Best-Of-Album war mir zu langweilig gewesen. Die Plattenfirmen glauben immer, damit erwischt man dann die Fans, die einem bisher durchgegangen sind. Aber Leute, die meine Musik bisher nicht kaufen wollten, werden jetzt auch nicht mehr damit anfangen.“ Der größte Flop. „Es gibt nur einen Song, den ich gar nicht mag: ,Let’s Go To Bed‘. Da habe ich zu sehr versucht, einen Popsong zu schreiben. Am liebsten hätte ich ihn weggelassen. Wir hatten ja tatsächlich mehr als genug Hits, um ein Album zu füllen. Trotzdem habe ich dann auch jüngere Songs wie ,Mint Car` und ,Wrong Number‘ aufgenommen. Wären die früher rausgekommen, wären sie Hits gewesen.“
Die größten Zeiten. „Bis 1992 hatten
wir viele, viele erfolgreiche Singles nicht immer mit meinen Favoriten. Trotzdem mag ich all die Songs immer noch gerne. The Cure leiden ja auch nicht gerade an overexposure. Im Radio hört man immer nur .Friday I’m In Love‘.“ Das größte Ärgernis. „Der Mainstream konnte uns irgendwann nicht mehr ignorieren, weil unsere Singles so gut liefen. Früher wusste ich einfach, wie man einen Hit schreibt. Heute ist alles anders – vielleicht, weil man uns für alt hält. Zu alt fürs normale Pop-Radio, aber – und das macht mich echt wütend – auch fürs Alternative-Radio. Wenn wir nicht Alternative sind, wer zur Hölle dann? Oder kann man dafür zu alt sein? Ich glaube nicht. Ich habe immer noch denselben Drive, und ich komme mir gar nicht zynisch oder ausgebrannt oder so vor. Ich fühl mich nicht alt.“
Die größten Alben. „Meine Lieblings-Cure-Alben sind ,Pornography‘, ,Kiss Me‘, ,Disintegration‘, ,Wish’und „Bloodflowers‘.
Wer kann nach so vielen Jahren schon ehrlich sagen, dass das jüngste Album zu seinen liebsten gehört? Die meisten Bands machen ja nicht mal fünf Alben.“ Die größte Band, Teil fünf. „Ich würde vor Langweile durchdrehen, wenn ich immer dieselbe Band haben müsste. Simon Gallup war ja bei den meisten der fünf Formationen dabei, und inzwischen sind wir seit sieben Jahren recht stabil. Aber hin und wieder braucht man neue Ansichten – und Leute, die einem nicht immer wieder die alten Fehler vorhalten.“