Unblutiger Sonntag

Die zerrissene Heimat Belfast besingen die Folk-Popper The 4 Of Us aus sicherer Entfernung

Wenn eine militante Untergrund-Organisation dein Auto klaut, weil sie ein Fluchtfahrzeug für den Bombenanschlag braucht, kriegst du es wahrscheinlich nicht zurück. Die Band The 4 Of Us aus Belfast hat die Ausnahme erlebt: Ein paar Tage, nachdem der Bus verschwunden war, stand er wieder da. Mit einem Entschuldigungsbrief der IRA. In Nordirland stehen The 4 Of Us halt im Kanon der Volkshelden, ihr Songwriter-Pop rotiert heiß in den Pubs, die Platten landen in den Polls ganz oben.

„Manche vereinnahmen uns deshalb für die nationalistische, anti-britische Bewegung“, ärgert sich Sänger Brendan Murphy. Zur Heimat Belfast hatte er nie ein ideologisches Verhältnis, und das private trübt sich mit der Zeit, wenn vor dem Wohnzimmerfenster Menschen erschossen werden. Vor drei Jahren zog die Band nach Dublin um.

Dort ordneten sich Songschreiber Murphys wirre Gedanken von selbst. „ClassifiedPersonal“ wurde sein Belfast-Album: „Ich mag deine Art, aber du bist so launisch“, singt er, scheinbar über eine Frau, in Wahrheit über eine Stadt. Die akustischen Gitarren schillern und scheppern wie bei Grant Lee Buffalo. und über aller Schwermut liegt hörbar der Überlebensmut der irischen Folk-Urahnen: Noch ein Bier, es geht schon weiter.

Das haben The 4 OfUs als Straßenmusiker geübt. Weil er sich vor den Freunden schämte, tourte Brendan mit seinem Bruder und Bandkollegen Declan zu Jugendzeiten durch die Fußgängerzonen Frankreichs. „Das Abschluss-Konzert fand immer in Paris vor dem Centre Pompidou statt. Ein schwieriges Pflaster, weil es dort viel Konkurrenz gibt. You have to seriously kick ass there.“

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