Schelm mit Charme
Die Schwedin TITIYO verschweigt ihre Verwandten lieber - ihr Soulpop kann auch ohne Hilfe bestehen
Um das gleich mal klarzustellen: Titiyo hatte nie etwas mit Don Cherry zu tun, mit Eagle-Eye ist sie nicht verwandt, und Neneh ist zwar ihre Halbschwester, aber musikalisch ganz woanders zu Hause.
Titiyo will nicht, dass die Plattenfirma mit ihren Familienverbindungen wirbt, und das sagt sie sehr deutlich. Zuerst pfeift sie deshalb ein paar Leute zusammen, dann dreht sie sich um und lächelt sehr charmant: „Sorry, aber ich musste das einfach tun. Ich habe nun mal bestimmte Prinzipien.“ Die Schwedin lässt sich nichts gefallen: „Ich bin 34, mich kann man natürlich nicht mehr herumschubsen wie einen Teenager.“
Titiyos Album „Come Along“ mag ihr Debüt in Deutschland sein, doch in der Heimat ist die Sängerin seit zwölf Jahren im Geschäft. Mit R&B und Soul fing sie damals an, mag inzwischen aber lieber Pop und Rock. „Radiohead und Soundgarden, so was gefällt mir jetzt. Aber ich habe keine Rockstimme, das war mir schon immer klar, sondern eine Soulstimme. Ich wollte also eine Mischung ausprobieren. Leider klingen im Soul momentan alle Interpreten gleich. Das Genre interessiert mich nicht mehr besonders.“ Weltweiter Erfolg übrigens auch nicht „Ach, ich wünschte, ich wäre so ambitioniert wie Madonna oder Christina Aguilera. Obwohl – die arme Kleine sieht ja mitderweile fast wie ein Transvestit aus, das möchte ich nun auch wieder nicht“
Titiyo lacht, das tut sie oft. Sie nimmt das alles nicht so ernst „Wie könnte ich? Ich liebe Musik, aber ich habe auch noch ein anderes Leben. Wenn ich zu Hause bei meinem Kind bin, singe ich nie, nicht mal Gute-Nacht-Lieder. Ich vermisse es nichtbis ich irgendwann einen Rappel kriege und wieder ins Studio muss.“ Dort ist sie übrigens als äußerst umgänglich bekannt: „Peter Svensson von den Cardigans, der mir alle Songs für dieses Album geschrieben hat, war ganz verwundert, dass ich ihm nie widersprochen habe. Aber mir gefiel seine Musik sofort – warum sollte ich also herumzicken, wenn das nur Zeit kostet und keinem hilft?“ Sie überlegt kurz und fragt dann schelmisch: „Bin ich vielleicht zu unkompliziert für einen Popstar?“