new voices Vol. 45
INDIE ARIE „I’m not the average girl from your video“, singt IndiaArie im Song „Video“ – und ihr Selbstbewusstsein ist ebenso berechtigt wie der Titel ihres Debüts ^4coustic Soul“. Das Album kommt auf Motown heraus und kann getrost als beste Veröffentlichung des legendären Labels seit Jahren bezeichnet werden. India. Arie zelebriert in ruhigen, reinen Songs den Soul mit tief im Blues verwurzelter, spirtuell vibrierender Stimme. Neben ihrem Vorbild Stevie Wonder ist sie mit „Always In My Head“ nun auch auf dem Soundtrack zu Spike Lees _It’s Showtime“ vertreten.
EPISCHE MINIATUREN THE BH« BAND
Für ihre drei EPs überschwängüch gelobt und vom „New Musical Express“ auf typisch marktschreierische protegiert, scheiterte das Schotten-Quartett mit seinem selbstbetitelten Debütalbum an den Erwartungen und eigenen Ansprüchen. „Wir haben es verpatzt“, gestand Steve Mason. Der Nachfolger, selbstironisch „Hot Shots D“ betitelt, sollte „poppiger werden statt zu nerven“, ist aber dennoch progressiver Hippie-Rock mit subtilen, auf verspielte Art sprerrigen, epischen Miniaturen zwischen Folk, Psychedelic und Elektronika. Passend gehen sie mit Radiohead auf US-Tour.
SCHWERMÜTIGE ODEN ELBOW An Radiohead kann man auch bei Elbow denken, ebenso wie an Morrissey oder die Tindersticks. Das Quintett hat sich in Manchester angesiedelt, wo einige Bandmitglieder in einem Underground-Gub jobbten. Auf ihrem Debüt „Asleepln The Back“ spielen sie ergreifende, schwermütige Oden über Drogen, Sex, Liebe und Alltagstristesse, die hingebungsvoll bis zu acht Minuten lang sind und doch wie hingetupft erscheinen.
ROCK MIT GLAMOUR
SEAFRUIT
VomPulp-Produzenten Alan Smyth zufällig in einem Studio von Sheffield entdeckt worden, bringt dieses Quintett etwas Glamour in den Britpop zurück. Auf ihrem Debütalbum „I Feel A Bit Normal Today“ spielen Seafruit melodramatische Popsongs und mitreißenden Glam Rock, werden dezent Streicher eingesetzt und überschwänglich orgelnde Keyboards. Kleine Meisterstücke, die sich an Manie Street Preachers oder eben Pulp orientieren.
EXZENTRIKER MAGOO
Qassic Rock! Nach ihrem Debüt „The Soateramic Sound OfMagoo“ und „K)te The Pacific Ticket Today“ legt die Band aus Norfolk mit ihrem dritten Album „Realist Week“ zwölf weitere exzentrisehe Stücke vor zwischen hypnotischen Metalriffs und meditativen Popballaden. Klingt, ab stünden Black Sabbath mit Pink Floyd im Studio.
PUNKIGE ROTZLOFFEL TEDOYBEARSSTHLM Bandname und Albumtitel täuschen etwas. Die vier Teddybears aus Stockholm verehren zwar Elvis, dreschen allerdings auf „Rock ’n ‚Roll Highschool“ mehr Punkrock als Oldtime-Rock’n‘-Roll. Nach „Ybu Are Teddybears“ und „/ Can’t Believe It’s Teddybears Sthlm“ ist es ihr drittes Album, das in Schweden bereits Platin und vier Musikpreise erhalten hat, durch Reggae-Rhythmen etwas ruhiger ausgefallen ist, mit Elektro-Pop experimentiert und furios HipHop-Elemente integriert.
PAVEMENTII PRESTON SCHOOL OFINDUSTRY
Nach Stephen Malkmus kehrt auch Pavement-Mitbegründer Scott Kannberg unter dem Namen Preston School Of Industry als Solist zurück. Auf ^411 This Sounds Gas“ führt er anglophilen Pop und amerikanische Traditionsmusik zusammen. „WhaleBones“ etwa ist Country Rock, während er „Falling Away“ mit The Cure eingespielt haben könnte.
Achtung: Vö erst 25. August!
HIPPIE-POP MURRYTHEHUMP Etwas Folk mit akustischen Gitarren, etwas Hippie-Atmosphäre und etwas sommerlich-leichter Pop – so präsentiert sich das Quartett auf seinem Debütalbum „Songs Oflenorance“. Gwion Rowlands, Matthew Evans, Bill Coyne und Sion Glyn stammen aus Cardiff/ Wales und haben mit ihren angenehm zurückhaltenden, harmonischen, verspielten Songs, in denen nur manchmal die Gitarren lauter dröhnen, bereits die wichtigsten Meinungsmacher in der britischen Musikbranche verzückt.
ECHTES JUWEL TMVIS Für die deutschen Fans von der Band der Stunde ist dieses Stück ein absolut exklusiver Leckerbissen. Just The Faces Change“ gehört nicht zum Repertoire von Travis‚ aktuellem Album „The Invisible Band , sondern ist nur auf der B-Seite ihrer Single „Coming Around“ in England erschienen. Zwar wird „Coming Around“ wohl später noch in Deutschland veröffentlicht, allerdings ohne Just The Faces Change“. So bleibt dieser Song ein Juwel für Leute, die nicht ständig nach London reisen.
FAMOSER AMI-ROCK TRAN Mehr als eine Million mal hat sich ihr selbstbetiteltes Debüt 1999 verkauft, das zweite und neue Album ,J)rops Of Jupiter“ stieg auf Platz sechs der US-Charts ein. Das Quartett, vor sieben Jahren als Duo in San Francisco gegründet worden, spielt traditionellen Ami-Rock ebenso versiert und leidenschaftlich wie luxuriös orchestrierten Pop und verhaltene Balladen mit Slide Guitar und jazzigen Schlenkern.
INTIME SEUFZER LUCINGA WILLIAMS Sechs Jahre hatte sie an ihrem letzten Album gearbeitet. Und als schon niemand mehr an eine Veröffentlichung glaubte, wurde man förmlich von den intensiven, zornigen und rauen „Car fVheels On A GrmdTKoad“
überrollt Dem unbestrittenen meisterlichen Wurf lässt sie nun ein eher stilles, sprödes Werk folgen. „Essence“ ist ein intimes, introspektives Seufzen, das ganz tief auf den Grund der Seele und Empfindungen führt. Wehmütig, jedoch nie selbstmitleidig singt Luanda Williams von den Sehnsüchten und Schmerzen der Liebe und Triebe. Mit fast monotoner Schönheit wandelt ihre Stimme durch zarte Songs, wie es sonst nur noch Aimee Mann kann.
BIZARRE MELANCHOLIE PAT MACDONALD Pat MacDonald dürfte einigen noch bekannt sein vom Elektro-Folk-Duo Timbuk3, das er mit seiner Frau gründete und nach der Scheidung auch beendete. Seither hat er Songs für Aerosmith und Cher geschrieben und bereits zwei Solo-Platten herausgebracht Für das dritte Album JDegrees OfGone“, produziert von John Parish, hat der Texaner melancholisch-bizarre Folkund Country-Songs komponiert, deren Streicher-Parts die Berliner The Inchtabokatables eingespielt haben.
LATIN-ALL-STARS LOS SUPERSEVEN Los Super Seven sollte ein einmaliges All-Star-Projekt lateinamerikanischer Musiker sein. Doch der Erfolg des selbstbetitelten Albums veranlasste David Hidalgo und Cesar Rosas von Los Lobos, den Brasilianer Caetano Veloso, Raul Malo von Kubas Mavericks, Sängerin Susana Baca aus Peru, Rüben Ramos vom Tejano Orchestra, Country-Sänger Rick Trevino und den kubanischen Arrangeur Alberto Salas, mit „Canto“ ein weiteres, ganz wunderbares Album aufzunehmen.
MEX-TEX-TECHNO BOSTICH Bostich aka Ramon Amezcua ist Mitglied des Nortec Collectives, sieben Musiker beziehungsweise Bands und DJs aus Mexiko, die auf ihrem Album „The Tijuana Sessions VcL l“die Folklore ihrer Heimat mit vor allem europäischen Electro-Sounds fusionieren. Im Track „Polaris“ setzt Bostich Beats und Percussion, Tuba und Akustik-Bass so ein, dass die Grenzen von Drum’n’Bass und Techno zur traditionellen mexikanischen Musik zerfließen.