Interaktiv im Underground
Ein Streifzug durch den BELGRAD COFFEE SHOP
Slobodan Milosevic wäre sicher nicht so ein übellauniger Spätstalinist geworden, wenn er sich Zeit für Kunst und Musik in seiner Hauptstadt genommen hätte. Aber so hat er drauf gepfiffen, dass sich im Belgrader Untergrund noch in Zeiten des jüngsten Krieges eine Electro-Community aufbaute, die feinste Downbeat-Tunes zur Entspannung hätte bereit stellen können. Treffpunkt und Kommunikationsplattform für die oppositionellen Künstler aus dem Untergrund war der House-Club „Industria“. Hier sorgten Vlada Janjic und Gordan Paunovic, die Köpfe des legendären Radio- und TV-Senders B 92, die mit ihrer Arbeit gegen das Regime weltweit Anerkennung erfuhren, als DJs für die passende Musik.
Der Sampler „Belgrad Coffee Shop“, von Janjic und Paunovic zusammengestellt, featured die lokale, elektronische Musikszene. Wunderhübsche Downtempo, Deep-House, Jazz- und HipHop-Tunes von gänzlich unberühmten jugoslawischen Festplattenfummlern finden sich auf dieser Kompilation. Als Bonbon liegt auf einem Extrateil der CD eine Software, mit der man selbst Hand an die Tracks legen und seine eigenen Remixe basteln kann. Das Programm funktioniert im interaktiven Audioteil wie zwei virtuelle Turntables, auf denen jeweils acht Songelemente angeordnet werden können. Dazu kann man noch einen durchgeknallten Videoclip des Songs „To You“ anschauen – Kaleidoskop-Effekte in der reinsten Form. Steht auf, wenn ihr DJs seid.