Heile-Welt-Flimmern
Gemeinsamkeiten mit den Beach Boys streiten THE FREE DESIGN ab, kommt ihre endlose Harmonie doch ganz ohne subversiven Subtext aus
Nein, Gemeinsamkeiten mit den Beach Boys kann Chris Dedrick, musikalischer Kopf von The Free Design, nicht wirklich erkennen. Eigentlich gar nicht. Selbst der Harmoniegesang, Markenzeichen beider Bands, sei letztlich vollkommen unterschiedlich.
Wie auch immer. Das Angebot, mit einer Version von „Endless Harmony“ am schließlich exzellenten Beach Boys-Tribute „Caroline Now“ teilzunehmen, war im vergangenen Jahr Grund genug, die Band nach gut 25 Jahren zu reanimieren.
Weil das dann plötzlich auch noch Spaß machte, traf man sich in der Folgezeit regelmäßig zu den Aufnahmen für das neue Album „Cosmic Peekaboo“ (Marina). Was in diesem Falle einem Familienfest gleichkommt. Denn The Free Design bestehen aus den Dedrick-Geschwistern Chris, Bruce, Sandy und Ellen, die inzwischen von Rebecca Pellett ersetzt wurde. Studierte Musikusse, die zwischen 1967 und 1973 sieben LPs veröffentlichten, bei denen mittlerweile ausnahmsweise der Begriff „Kultstatus“ greift. Hits im Radio, nicht in den Charts.
Aber einflussreich. Heute singen die High Llamas und St. Etienne ein Loblied auf Free Design. Cornelius brachte ihre Alben (1968 – 1973) auf seinem japanischen Label neu heraus, und Stereolab nannten gleich eine ihrer Platten „The Free Design“. Chris Dedrick, der seit Jahren als preisgekrönter TVund Filmmusiker in Kanada lebt, mag das: „Mir gefallt die Idee durchaus, auch als vorbildlicher und innovativer Musiker im Gedächtnis zu bleiben. Die Musik dieser jüngeren Bands lerne ich langsam kennen. Ich mag ihre Originalität, das Interesse an ungewöhnlichen Harmoniefolgen und Tempi und natürlich ihren Sinn fürs Positive.“ Der im Vergleich zu Dedricks eigenen Stücken beinahe noch zaghaft erscheint.
Bei aller Gewagtheit und den verblüffenden, kontrapunktischen Gesangssätzen, zeichnet The Free Design in erster Linie ein seltsam abstraktes Heile-Welt-Flimmern aus. Eine endless harmony, die ganz und gar ohne die lauernden Subtexte auskommt, die so typisch sind für die Musik Brian Wilsons. An einem Songtitel wie JKites Are Fun“ (’67) gibt es nichts zu deuteln, ebenso wenig an einer Textzeile wie „10-9-8-5-4-3-2/ playing cosmic peekaboo!“. Pures Schwelgen in der Schönheit eines besseren Alltags.