Orchestrale Manie
Thomas Feiner, der Mann hinter ANYWHEN, hat sein neues Werk im Alleingang produziert
Der Schwede Thomas Feiner hat das zweite Werk seiner Kapelle Anywhen fast ohne Hilfe der Kollegen gemacht. Ein Gespräch mit Feiner, so hieß es im Vbrfeld, sei schwierig; der Mann finde jeden Kontakt zu anderen Menschen problematisch, leide an einer Soziophobie und wolle sein Haus in Göteborg nicht verlassen.
„Mir sträuben sich meist die Nackenhaare, wenn fremde Menschen in meine Nähe kommen“, gesteht Feiner am sicheren anderen Ende der Telefonleitung. „Entsprechend habe ich die Tendenz, mich zu verkriechen.“ In frei gewählter Isolation hat Feiner auch weitestgehend ohne seine Bandkumpane „The Opiates“ entworfen und in die Tat umgesetzt „Es ist wohl das bekannte Thema des Erwachsenwerdens; alle anderen haben sich sukzessive auf andere Dinge konzentriert, und am Ende war ich der Einzige, der noch mit dem nötigen Enthusiasmus bei der Sache wat“
Jetzt klingt alles ganz anders: Nur mit gelegentlicher Hilfe von Trommler Kalle Thorslund entwirft Feiner auf „The Opttites“schwelgerische Szenarien aus schöner Melancholie und verabschiedet sich so ganz vom vitalen Pop des Erstlings. Das ist bei aller Schwermut allerdings eher Katharsis als Selbstaufgabe -Musik ist für Feiner die Chance auf einen Kurzurlaub vom leidigen Zerriss. „Sie gibt mir meine innere Einheit für eine kurze Weile zurück. Das sind großartige Momente.“ Um sich solche zu verschaffen, rekrutierte er das Warschauer Sinfonieorchester, das „The Opiates“in einem opulenten Klangdesign verhalf. „Das Orchester meine Songs spielen zu hören, war wohl der Höhepunkt meiner Karriere“, schwärmt Feiner, der sich des Preises für solch ein Erlebnis bewusst ist „Um dieses Album zu realisieren, war eine Periode der totalen Isolation unausweichlich“, erläutert er. „Ich musste an meine Grenzen gehen, ohne zusammenzubrechen.“
Das hat nicht immer geklappt: Die Aufnahmen führten den Sänger, Gitarristen und Liedschreiber mehrfach an den Rand des Nervenzusammenbruchs und darüber hinaus – er sei wohl etwas manisch, wenn er arbeite, merkt er lakonisch an.