Frei von Frust

Mit seinem Familienunternehmen New Oblivion Express tingelt BRIAN AUGER durch die Lande

Für ein Pferd ist der Anhänger viel zu niedrig. So schwer wie eines ist das Ungetüm trotzdem, das vier Kerle nun in den Festsaal wuchten. Zehn Zentner Holz und Vbrkriegs-Elektrik eben. Aber unersetzlich. „Es war im Swinging London der 60er“, erinnert sich Brian Auger ans erste, unfreiwillige Rendezvous mit solch einem Monstrum, „und ich sollte für den erkrankten Georgie Farne im ,Flamingo‘ einspringen. Als ich auf der Bühne vergeblich nach dem Piano suchte, führte man mich lächelnd an die B3.“ Jenes legendäre, 1934 von seinem Erbauer Laurence Hammond vorgestellte Instrument, „von dem ich glaubte, es vermodere in kleinen Küchen, die sich nichts Richtiges leisten konnten“, wie Auger grinsend zugibt.

Er spielt die B3 bis heute. Auch an diesem Abend im Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk in Husum an der Nordsee. 120 Gäste an Tischchen mit Karodecken, Bier drei fuflzig, karitativ alkoholfrei. In der Pause wird Tourbusfahrer Ecki CDs verscherbeln. Man könnte Krokodilstränen heulen. Der Meister an der Hammond, der einst mit Longjohn Baldry und Rod Stewart Steampacket gründete und mit Julie Driscoll die Trinity, der mit dem Oblivion Express Meilensteine des psychedelisierten Jazzrock setzte – er tingelt durch die Lande. Erfurt, Husum, Bonn.

Brian Auger allerdings ist gar nicht nachjammern zumute. „Ich hab schon früh bemerkt“, der 61-Jährige schöpft noch einen Teller Suppe aus der Gulaschkanone, „dass meine Musik nicht zum Hit taugt Blöderweise hatte ich aber keine Lust, andere zu machen.“ Oder zum Glück, wenn er sich die Sache recht überlege: „Nach dem Trip zu den Sternen mit Julie taufte ich meine neue Band aus gutem Grund Oblivion Express. Ich hoffte auf die schnellstmögliche Flucht.“

Inzwischen, darüber freut sich Auger besonders, ist das Unternehmen fest in Familienhand. Brians Sohn Karma sitzt am Schlagzeug und ist Produzent und Ingenieur, Tochter Savannah ist die Stimme des New Oblivion Express. Und mit dessen neuem Album“J6ice$ OfOther Times“ sortiert man dieser Tage ein sehr schönes VJferk vermutlich leider eher desinteressiert in die Ladenregale.

Brian findet das nicht schlimm. Für die melancholischen Momente im Leben hat er die Erinnerung. „Ich stand mit Herbie Hancock auf der Bühne, mit Chick Corea, den Crusaders, mit ZZ Top und Blue Oyster Cult Ich hab seltsame Fans, aber ich habe welche. Vor zehn Jahren ernannte man mich zum Godfather of Acid Jazz. Und mittlerweile weiß ich sogar, was dieser Begriff ungefähr bedeutet.“

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